Vielen, die in den letzten Wochen mitverfolgt haben, welche Auswirkungen die Abtreibungsentscheidung des US-Verfassungsgerichtshofs für Frauen nach sich zog, ging es vermutlich ähnlich: Neben Fassungslosigkeit und der Betroffenheit war da auch Erleichterung, dass Österreich von solchen gesellschaftlichen Rückschritten weit entfernt ist. Denn obwohl Abtreibungen nicht legal, sondern nur eine Zeitlang straffrei sind, herrscht mittlerweile auch unter weiten Teilen der Konservativen Konsens darüber, dass es diese Fristenlösung – also die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen – in Österreich prinzipiell braucht.

Politikerinnen und Politiker sollten sich für bessere gesetzliche Rahmenbedingungen aussprechen und Abtreibungen aus dem Strafgesetzbuch holen.
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Das Beispiel Vorarlberg zeigt aber, dass allein das zu wenig ist. Der einzige Arzt, der Abtreibungen anbietet, möchte in Pension und findet bisher keinen Nachfolger. Die ÖVP betont einerseits, wie wichtig das wäre, keine Frau solle in ein anderes Bundesland ausweichen müssen. Gleichzeitig lehnt Barbara Schöbi-Fink, derzeit quasi Landeshauptfrau, aber ab, Abbrüche in Landeskrankenhäusern anzubieten.

Wenn Frauen, die ihre Schwangerschaft beenden wollen, zig Kilometer fahren müssen, sind das fast schon amerikanische Zustände. Und es zeigt, wie schnell Versicherungen von (ÖVP-)Politikerinnen, dass es wichtig sei, Abbrüche anzubieten, zu Lippenbekenntnissen werden. Wer es ernst meint, sollte sich für bessere gesetzliche Rahmenbedingungen aussprechen und dafür, Abtreibungen aus dem Strafgesetzbuch zu holen. (Lara Hagen, 5.7.2022)