Irene Fuhrmann leitet das Training in Old Trafford.

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Torfrau Manuela Zinsberger ist gegen England gefordert. Sie sagt: "Am Tag X musst du performen können."

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Frauen-EM im Ticker: Eröffnungsmatch England vs. Österreich, Mi., 21 Uhr

Und gar nicht so plötzlich ist er da: der große Startschuss. Österreichs Fußballerinnen treffen am Mittwochabend (21 Uhr, ORF 1) im ausverkauften Old Trafford zu Manchester auf Gastgeber England. Es ist der Auftakt zur Fußballeuropameisterschaft der Frauen. Es ist das erste Spiel in Gruppe A, für einige, für viele, ja vielleicht für alle Spielerinnen ist es wohl das Highlight der Karriere. Die Heimstätte von Manchester United bietet Platz für 74.140 Zuschauerinnen und Zuschauer. Aber no pressure. "Natürlich sind die Rahmenbedingungen größer, besonderer, vielleicht einzigartig. Aber bei ihnen stehen auch nur elf Leute auf dem Platz. Es wird natürlich ein Stück weit lauter sein, aber vielleicht kann uns das auch einen Push geben. Wir wissen, dass wir vielleicht nie wieder vor 75.000 Zuschauern spielen", sagte Österreichs Stürmerin Nicole Billa.

Im Vorfeld zur Euro wurde Teamchefin Irene Fuhrmann immer wieder auf dieses Spiel angesprochen. Im STANDARD-Interview vermerkte sie aber auch, dass es drei Spiele in der Gruppenphase gibt. Die Partie in Southampton gegen Nordirland (11. Juli) sei richtungsweisend. Im letzten Spiel (15. Juli) will man gegen Norwegen in Brighton um den Aufstieg ins Viertelfinale kämpfen. Wenn alles nach Plan läuft.

Aber zurück zu England: In sieben Duellen mit Österreich gingen immer die Engländerinnen siegreich vom Platz. ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger ist das eher wurscht: "Am Tag X musst du performen können, da hilft dir keine Statistik. Wir schauen nicht in die Vergangenheit, sind im Hier und Jetzt, das ist wichtig. Der Druck ist jedenfalls bei England, ja, es beschleicht einen das Gefühl, dass alles andere als ein Kantersieg eine Enttäuschung für das Team von Sarina Wiegman wäre."

Ausfälle

Personell gab es bei den Österreicherinnen Rückschläge zu vermelden. Lisa Kolb konnte nach einem positiven Corona-Test gar nicht erst mitfliegen. Maria Plattner, die in der Vorbereitung mit Toren und Spielwitz glänzte, brach sich im Training das Schlüsselbein und reiste bereits in die Heimat zurück. Als Ersatz wurden die Back-up-Spielerinnen Virginia Kirchberger und Annabel Schasching in den Kader gezogen. Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Kapitänin Viktoria Schnaderbeck. Die Steirerin konnte mit Knieproblemen lange nur individuell trainieren, sie könnte im Hinblick auf die Partien gegen Nordirland und Norwegen noch geschont werden. Die EM 2017, bei der Österreich sensationell bis ins Halbfinale kam, ist kein großes Thema mehr. Schnaderbeck: "Damals haben wir gesagt: Jeder Punkt ist historisch. Mittlerweile spielen wir nicht nur um die Goldene Ananas. Wir haben hohe Ansprüche und wollen das Maximale rausholen."

Offensivwucht

Gegen England werden vor allem die Defensive und Torfrau Zinsberger in der Verantwortung stehen. Die Gastgeberinnen sind offensiv eine Wucht. Lettland wurde in der WM-Quali mit 20:0 vom Platz gefegt. Zinsberger weiß um ihre Rolle zum Auftakt Bescheid: "Ich versuche, der Mannschaft den Rückhalt zu bieten, den sie verdient." Wichtig seien aber alle Akteure. "Es wird nicht nur auf die Abwehr ankommen. Wenn die Stürmerin richtig anpresst, die Mittelfeldkette gut agiert, hat die Abwehrreihe weniger zu tun und ich erst recht." Es wird wohl dennoch eine Partie mit eher wenig Ballbesitz.

Auch Fuhrmann ist no na im Bilde über die Qualitäten der Engländerinnen: "Es schaut alles sehr leicht aus, was sie machen. Sie spielen einen richtig genialen Fußball, haben eine enorme Balance zwischen Offensive und Defensiv-Verhalten und zudem einen athletischen Vorteil."

Genialen Fußball spielen bei einer Europameisterschaft freilich auch andere. Buchmacher schreiben England nur die zweithöchsten Titelchancen zu, Topfavoritinnen sind die Spanierinnen, die aber um die angeschlagene Weltfußballerin Alexia Putellas bangen. Realistische Hoffnungen auf den Titel dürfen sich außerdem Frankreich, die Titelverteidigerinnen aus den Niederlanden, Rekord-Europameister Deutschland sowie die Weltranglisten-Zweiten aus Schweden machen. Die Schwedinnen warten seit dem Premierenturnier 1984 auf einen Titel, Kosovare Asllani formulierte das nach der Olympia-Finalniederlage 2021 gegen Kanada so: "Ich habe es so verdammt satt, eine verdammte Silbermedaille zu haben." (Andreas Hagenauer, 6.7.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Gruppe-A-EM-Auftaktspiel von Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam:

England – Österreich (Mittwoch, 21.00 Uhr/live ORF 1, Old Trafford Stadium, SR Huerta De Aza/ESP).

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Georgieva, Wenninger, Degen, Hanshaw – Dunst, Zadrazil, Puntigam, Naschenweng – Billa

Ersatz: Kresche, Pal – Schnaderbeck, Schiechtl, Kirchberger, Eder, Feiersinger, Hickelsberger-Füller, Höbinger, Schasching, Enzinger, Makas

Es fehlen: Plattner (Schlüsselbeinbruch), Kolb (Corona-Erkrankung)

England: Earps – Daly, Bright, Greenwood, Stokes – Williamson, Walsh – Mead, Kirby, Hemp – England

Ersatz: Hampton, Roebuck – Bronze, Carter, Wubben-Moy, Stanway, Scott, Parris, Kelly, White, Russo, Toone

Weiteres Gruppenspiel am Donnerstag (21.00 Uhr in Southampton/live ORF 1): Norwegen – Nordirland

Weitere Spiele: 11. Juli: Österreich – Nordirland (18.00 Uhr/Southampton), England – Norwegen (21.00 Uhr/Brighton); 15. Juli: Österreich – Norwegen (21.00/Brighton), Nordirland – England (21.00/Southampton)

Anmerkung: Die Top Zwei der Gruppe ziehen ins Viertelfinale ein.