Die Ermittler fokussieren sich im Fall Lisa-Maria Kellermayr auf das falsche Problem.

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Über Monate erhielt die oberösterreichische Landärztin Lisa-Maria Kellermayr grausame Morddrohungen aus der Impfgegnerszene, in denen unter anderem der Plan geäußert wurde, ein "Massaker" in ihrer Ordination anzurichten. Kellermayr wandte sich an die Polizei. Als diese ihr nicht helfen konnte, ging sie mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit. Kurz darauf meldete sich eine Aktivistin namens Nella zu Wort und bot ihr an, bei der Suche nach den Tätern zu helfen. Innerhalb nur weniger Stunden will ihr das gelungen sein, woran die Polizei gescheitert war: eine heiße Spur zu finden. Ihre Erkenntnisse teilt sie mit den Behörden.

Anfangs zeigten sich diese noch dankbar und ließen wissen, dass man die Informationen prüfen werde. Aber bald änderte sich der Ton. In einem Zeitungsartikel tat ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels die Recherchen als "weder inhaltlich noch technisch nachvollziehbar" ab, auch weil sie im Darknet recherchiert habe, was die Polizei nicht dürfe. Das hat Nella allerdings nicht getan, sondern ist öffentlichen Spuren gefolgt, denen auch DER STANDARD nachgegangen ist.

Gleichzeitig hört man nur wenig zum eigentlichen Fall, also der Suche nach den Tätern. Ob Nellas Rechercheergebnisse richtig sind, sei dahingestellt. Doch selbst wenn nicht: Lieber eine Aktivistin zu diskreditieren, statt sich auf die eigenen Ermittlungen zu konzentrieren, zeigt auf peinliche Art und Weise vor allem eines: den falschen Einsatz von Ressourcen. (Mickey Manakas, 6.7.2022)