Serhij Schadan findet es einen Fehlschluss, zu glauben, die Russen wollten verhandeln.

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Hamburg/Kiew/Moskau –Serhij Zhadan, ukrainischer Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2022, verurteilt die Forderung deutscher Prominenter nach Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Der Fehlschluss dabei liege darin, zu glauben, die Russen wollten verhandeln, schrieb Zhadan in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir können unseren Widerstand nicht aufgeben, weil wir sonst vernichtet werden. Wir müssen vom Westen Waffen fordern, weil wir sonst vernichtet werden", so der Schriftsteller.

Deutsche Prominente wie Juli Zeh oder Richard David Precht hatten vergangene Woche in einem erneuten offenen Brief Politiker dazu aufgefordert, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen zu beenden. Auch dieser Appell war in der "Zeit" erschienen. Darauf antwortete Zhadan nun: "Indem sie einem falsch verstandenen Pazifismus anhängen – der nach zynischer Gleichgültigkeit stinkt –, legitimieren die Verfasser die Putin'schen Propagandanarrative, die besagen, dass die Ukraine kein Recht auf Freiheit, kein Recht auf Existenz, kein Recht auf eine eigene Stimme hat, weil ihre Stimme den großen und schrecklichen Putin womöglich reizen könnte."

Frage nach "Schaden"

Auch der österreichische Autor Josef Haslinger hatte den Brief unterzeichnet. Im Interview mit dem STANDARD erklärte er zuletzt: "Es geht doch längst nicht mehr nur um die Frage der Waffenlieferungen an ein überfallenes Land, sondern es geht mittlerweile auch darum, welchen Schaden die Fortsetzung des Krieges der Ukraine und letztlich der ganzen Welt zufügt." (APA, red, 7.7.2022)