Die EU-Abgeordneten appellierten auch an den US-Kongress, nachdem die Regelung "Roe v. Wade" aufgehoben worden war.

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Brüssel – Die römisch-katholische Kirche hat auf die Forderung des EU-Parlaments nach einem Grundrecht auf Abtreibung mit Kritik reagiert. Damit begebe sich das Parlament auf ein Gebiet außerhalb seiner Kompetenz und mische sich in innere Angelegenheiten demokratischer EU- und Nicht-EU-Staaten ein, erklärte der Generalsekretär der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Manuel Barrios, am Donnerstagabend laut Kathpress in Brüssel.

Die Interessenvertretung der katholischen Bischofskonferenzen bei den EU-Institutionen warnte vor einer Förderung "radikaler politischer Agenden". Diese gefährdeten Grundrechte wie die Meinungs- und Religionsfreiheit und beschädigten den Zusammenhalt der Gesellschaft. Man dürfe nicht "höhere ideologische Barrieren und Polarisierung schaffen". Dass das Europäische Parlament einen Einschluss der Abtreibung in die Grundrechtecharta der Union so in den Vordergrund stelle, könne eine Reform der EU-Verträge ernsthaft gefährden und Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Mitgliedsstaaten verstärken, sagte Barrios.

Reaktion auf Aufhebung des Grundsatzurteils in den USA

Als Reaktion auf die Aufhebung des fünf Jahrzehnte alten Grundsatzurteils zu Schwangerschaftsabbrüchen in den USA hatte das EU-Parlament am Donnerstag gefordert, ein Recht auf Abtreibung in die Grundrechtecharta der EU einzufügen. Mit der gleichen Resolution appellierten die Abgeordneten an den US-Kongress, ein Gesetz zum Schutz von Abtreibungen auf Bundesebene zu verabschieden. Für die Entschließung stimmten auch zahlreiche christdemokratische Abgeordnete.

Die katholische Kirche erkennt dem Ungeborenen ab der Empfängnis die vollen und unveräußerlichen Rechte als Person zu. (APA, 8.7.2022)