Während die Piloten am Kurs ihre Runden zogen, kam es auf den Tribünen laut Berichten zu Übergriffen.

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Spielberg – Charles Leclerc hat am Sonntag den Grand Prix von Österreich für Ferrari gewonnen. Das dominierende Thema war jedoch ein anderes: Mehrere Frauen hatten in den sozialen Medien über Belästigungen im Rahmen des Rennens berichtet. Die Formel 1 sah sich noch am Sonntag zu einem Statement veranlasst: "Wir nehmen das sehr ernst. Ein solches Verhalten wird nicht toleriert, alle Fans sollten respektvoll behandelt werden."

Die Teams reagierten umgehend. Mercedes lud eine Zuseherin in die Box ein, Fans hatten der Frau den Rock hochgezogen. "Wir haben herausgefunden, dass das passiert ist, und das ist einfach nicht in Ordnung", wird Teamchef Toto Wolff auf racefans.net zitiert.

Wolff: "Wir wollen dich nicht"

"Wenn du ein echter Formel-1-Fan bist, dann darfst du kein Rassist sein, du darfst nicht homophob sein, und du darfst nicht sexistisch sein. Ansonsten passt du nicht in die Formel 1, wir wollen dich nicht", so Wolff.

Der Wiener warnt allerdings auch vor Pauschalurteilen: "Auf der anderen Seite müssen wir aufpassen. Nur weil es ein paar betrunkene Idioten gibt, die nicht verstanden haben, wie die Welt heute funktioniert, sollten wir nicht die 99,9 Prozent der Fans, die hierherkommen, verurteilen." Alkoholkonsum sei jedenfalls "keine Entschuldigung".

Auch das Team von Aston Martin lud zwei Fans in die Boxengasse ein: "Wir freuen uns, die Fans Mollie und Julia zu Gast zu haben, die gestern den Beschimpfungen ausgesetzt waren, von denen viele berichtet haben. Dies ist ein kleiner Akt, der Teil einer größeren Bewegung sein muss, um inakzeptables Verhalten zu bekämpfen."

Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel forderte indes lebenslange Sperren für beleidigende Fans. "Wer auch immer diese Leute sind, sie sollten sich schämen und auf Lebenszeit von Rennveranstaltungen ausgeschlossen werden. Ich denke, es sollte null Toleranz geben. Wenn man sich amüsiert und zu viel trinkt, ist das in Ordnung, aber das rechtfertigt oder entschuldigt kein falsches Verhalten", wird der Deutsche auf motorsport-total.com zitiert.

Horner: "Wir wollen einen sicheren Raum für Fans"

Auch das Team von Red Bull Racing rund um WM-Leader Max Verstappen reagierte nach dem Rennen auf die Vorfälle. "Ich habe schockierende Dinge gelesen. Es sollte ein Verständnis dafür geben, dass solche Dinge nicht passieren sollten", sagte der Niederländer. "Die Leute feiern, es ist Alkohol im Spiel. Manchmal wenn du Alkohol trinkst, machst du bescheuerte Sachen. Das soll aber keine Entschuldigung sein."

Red-Bull-Chef Christian Horner forderte eine rasche Reaktion der Behörden. "Dafür gibt es keinen Platz im Rennsport oder in der Gesellschaft insgesamt", fügte er hinzu. "Wir legen Wert auf Inklusion und wollen einen sicheren Raum für Fans, um unseren Sport zu genießen."

Polizei: "Überraschend ruhiges" Rennwochenende

Seitens der Polizei hieß es am Sonntag, dass keine Übergriffe gemeldet wurden. Es sei zu ein paar Raufereien und Diebstählen gekommen, eine Person musste schwer verletzt ins Spital gebracht werden. "Überraschend ruhig" angesichts der mehr als 300.000 Gäste sei das Rennwochenende über die Bühne gegangen. (red, 11.7.2022)