Donald Trump hat ein neues Ziel gefunden.

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Eigentlich haben Elon Musk und Donald Trump einiges gemein. Was auch immer man von den jeweils transportierten Inhalten hält, das Talent der beiden im Umgang mit sozialen Medien ist unbestritten. Niemand sonst versteht es so gekonnt, mit provokanten Aussagen, bei denen Wahrheitsgehalt eine eher untergeordnete Rolle spielt, Aufmerksamkeit für seine Agenda zu erzeugen wie der Tesla-Chef und der ehemalige US-Präsident.

Gleichzeitig ist es gerade diese Ähnlichkeit, die den Weg in eine Konfrontation vorzeichnet. Immerhin ertragen solche Alpha-Charaktere nur selten jemanden neben sich, der sich ebenfalls für die wichtigste Person in jedem Raum hält. Von diesem Blickpunkt aus gesehen ist es fast schon verblüffend, wie lange es gedauert hat, bis ein offener Konflikt zwischen den beiden ausbricht, nun ist es aber so weit.

Ein "Bullshit-Künstler"

Auslöser scheint dabei der Twitter-Kauf durch Musk zu sein, oder genauer gesagt: die – versuchte – Absage desselben. Diese Entwicklung scheint Trump dermaßen aufgebracht zu haben, dass er den Tesla-Chef nun öffentlich angreift. Dieser sei ein "Bullshit-Künstler", also jemand, der alles sagen würde, um seine Ziele zu erreichen. Aber auch einer, der gescheitert sei und nun ein Chaos hinterlasse.

Die Reaktion von Musk ließ nicht lange auf sich warten – und sie fiel nicht weniger deutlich aus. Er hasse den Ex-Präsidenten zwar nicht, aber es sei an der Zeit, dass dieser endlich den "Hut aufhängt und in den Sonnenuntergang segelt".

Wen hat Musk gewählt?

Im selben Zusammenhang – einer Ansprache vor Fans in Alaska – hatte Trump übrigens auch die Behauptung aufgestellt, dass Musk für ihn als US-Präsident gestimmt habe. Diese Behauptung kommentierte der Tesla-Boss wiederum mit einem simplen "falsch" auf jenem Kurznachrichtendienst, auf dem der ehemalige US-Präsident nicht mehr willkommen ist – also Twitter.

Überhaupt liegt der Verdacht nahe, dass die – potenziell – gescheiterte Twitter-Übernahme Grund für den Ärger von Trump ist. Immerhin wurde der mittlerweile 76-Jährige dort nach dem Sturm auf das Kapitol Anfang 2021 rausgeworfen, da er laut Twitter seine Nutzer aufgehetzt habe. Zuvor hatte Trump die Plattform jahrelang genutzt, um recht ungefiltert seine Vorstellungen der Weltpolitik öffentlich kundzutun – was ihm zwar oft Kritik einbrachte, gleichzeitig aber eine dauernde medial Aufmerksamkeit sicherte – und Twitter einen Fixplatz in den Nachrichten.

Rückkehrchancen: Wieder gering

Musk hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass er eine sehr weite Auslegung des Begriffs "freie Meinungsäußerung" pflegt und für eine Rückkehr von Trump auf die Plattform ist. Sollte die Twitter-Übernahme scheitern, stehen die Chancen des US-Präsidenten in dieser Hinsicht aber natürlich wieder schlecht. Also bleibt ihm für seine weiteren politischen Ambitionen die Rückkehr zu seinem früher effektivsten Propagandakanal verwehrt. Der Versuch, Alternativen zu Twitter aufzubauen, ist trotz direkter Involvierung in Projekte wie "Truth Social" bisher weitgehend erfolglos geblieben.

Auf der Twitter-Alternative Truth Social legt Trump nach.
Grafik: Truth Social

Apropos "Truth Social": Über die Plattform legte Trump nur kurz später noch weiter nach – und zwar mit neuen Vorwürfen gegen Musk. Als ihn dieser einst im Weißen Haus besucht habe, habe er ihn geradezu um Hilfe bei seinen "geförderten Projekten" angefleht. Der Tesla-Gründer habe zudem betont, welch großer Fan der Republikaner und im Speziellen von Trump persönlich er sei. "Ich hätte ihm genauso gut sagen können: Geh auf die Knie und bettle", und Musk hätte das getan, ist der frühere Präsident überzeugt. (apo, 14.7.2022)