Der "Anti-Porno-Helm" soll charakteristische Gehirnwellen erkennen, wie sie nur beim Konsum von Pornos entstehen (Symbolbild).

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Pornografie ist in China illegal, und das Land betreibt einen nicht unbeträchtlichen Aufwand bei der Jagd nach expliziten Inhalten im Netz. Diese Aufgabe wird hauptsächlich von künstlicher Intelligenz übernommen, aber auch menschliche Zensoren kommen zum Einsatz. Diese nennt man jian huang shi – was in etwa so viel bedeutet wie "Porno-Gutachter". Die menschlichen Zensoren arbeiten oft besser als die künstliche Intelligenz, weil sie komplexe Hintergründe schneller einordnen können. Aber: Den ganzen Tag nackte Haut anzuschauen ist anstrengend, und die meist weiblichen Pornojägerinnen werden schnell müde, die Fehlerquote steigt.

Mensch und Maschine in der Porno-Symbiose

Forschenden der Jiaotong Universtität in Peking ist es jetzt gelungen, dieses "Problem" zu lösen, indem sie den Pornojägern aus Fleisch und Blut ein Hardwareupgrade spendieren. Ihr neu entwickelter Anti-Porno-Helm kann Ausschläge in der Gehirnaktivität erkennen, die beim Konsum einschlägiger Inhalte entstehen sollen. In einem Interview mit der "South China Morning Post" erklärten die Forschenden, dass schon das kurze Aufblitzen von pornografischen Fotos reicht, um die charakteristische Gehirnaktivität zu registrieren. Bereits eine halbe Sekunde soll dafür ausreichen.

Der Helm zeigt der "Porno-Gutachterin" in schneller Folge Bilder, bis ihre Gehirnwellen ausschlagen und die Inhalte so zur Löschung markiert werden. Die Technologie soll sogar unterschiedliche Gehirnaktivitäten von verschiedenen Nutzerinnen erkennen können und sich daran anpassen – sprich eine andere Pornowächterin kann etwa bei Schichtende den Helm ihrer Kollegin aufsetzen. Emotionen oder abschweifende Gedanken der Zensorinnen soll die Technologie ebenfalls ausfiltern können.

Mangel an Trainingsmaterial

Einen kleinen Haken gibt es aber: Der Helm wurde an einer Gruppe von 15 männlichen Studenten getestet. Weil das chinesische Pornografieverbot aber absolut ist, konnten den Probanden nur zensierte Bilder gezeigt werden. Dennoch hätte die Technologie laut der chinesischen Zeitung eine hohe Trefferquote, auch wenn einige falsche Alarme ausgelöst wurden. Die Forschenden selbst geben die Zuverlässigkeit des Pornohelms mit 80 Prozent an. Sie betonen aber, dass dies am Mangel an explizitem Trainingsmaterial liegt.

Die Überwachung von Gehirnströmen ist in China nicht neu. Einige Fabriken überprüfen so etwa die Aufmerksamkeit und die Gefühlslage ihrer Arbeitskräfte. (pez, 16.7.2022)