Werden die Heizkörper an Schulen bald runter- oder gar abgedreht? Österreichs Kommunen überlegen, wie sie mit einer möglichen Gasknappheit umgehen könnten.

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In ganz Österreich werden derzeit Pläne gewälzt, wie Energie gespart werden kann – nicht nur in privaten Haushalten. Denn sollte das Erdgas im kommenden Herbst und Winter tatsächlich knapp werden, stehen auch die Städte und Gemeinden vor großen Problemen. Amtsgebäude, Schulen, Feuerwehrhäuser, aber auch Schwimmbäder: Kommunale Einrichtungen wollen beheizt werden – oder brauchen Strom, der im Fall der Fälle auch knapp würde.

Der Städtebund hat in den vergangenen Tagen einen Rundruf unter seinen Mitgliedern getätigt. Derzeit diskutieren und planen die Städte noch, wie sie mit Energieknappheit im Herbst umgehen würden. Gesprochen wird laut dem Städtebund über die Priorisierung verschiedener Gebäude: Ein Hallenbad etwa könnte schnell einmal von Einschränkungen betroffen sein, was Betriebszeiten oder Wassertemperaturen betrifft. Das Gleiche gilt für die Beheizung "nichtsystemrelevanter Gebäude" wie Jugendzentren. Besonders heikel ist aus Sicht der Städte der Bildungsbereich. Kindergärten könnten mit Heizcontainern ausgestattet werden, so eine der vom Städtebund gesammelten Ideen.

Distance-Learning

Große Probleme orten die Städte bei Schulen, die mit Gas beheizt werden. Diskutiert wird dafür eine Lösung mit Distance-Learning: Wenn nicht mehr alle Unterrichtsräume beheizt werden können, würden Schülerinnen und Schüler in den verbliebenen Klassen oder im Turnsaal gesammelt und falls notwendig digital unterrichtet – Heimunterricht wie während der Corona-Lockdowns sei aber nicht angedacht, betont man beim Städtebund.

Auch kleinere Gemeinden machen sich Gedanken, wie Energie gespart werden kann. Der Gemeindebund hört etwa davon, den Betrieb kommunaler Freibäder in der Vorsaison einzuschränken. Darüber hinaus wird mancherorts infrage gestellt, ob es in öffentlichen Gebäuden wirklich warmes Wasser zum Händewaschen braucht.

Straßenbeleuchtung auf dem Prüfstand

Ein Energiefaktor ist auch die Straßenbeleuchtung: Brennt nur noch jede zweite Laterne, halbiert das den Verbrauch. Das werfe allerdings rechtliche Fragen auf, etwa was die Haftung bei Unfällen betrifft, gibt man beim Gemeindebund zu bedenken.

An den großen Schrauben können die Gemeinden aber nicht drehen: "Die Handlungsspielräume sind relativ bescheiden", sagt Josef Leitner (SPÖ), Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Wieselburg. Für das Wasserwerk und die Kläranlage hat seine Gemeinde bereits Generatoren angeschafft – für den Fall eines großflächigen Stromausfalls. Gas einzusparen sei nur beim Beheizen öffentlicher Gebäude möglich. Da nutze man jetzt schon sämtliches Potenzial, sagt Leitner.

Langwieriger Gasausstieg

Unabhängig vom Gas zu werden dauert für die kommende Heizsaison jedenfalls zu lange: Sie hätte ja gerne sofort Photovoltaik-Anlagen auf allen Amtsgebäuden, sagt Angelika Mileder, ÖVP-Bürgermeisterin in Frankenau-Unterpullendorf (Burgenland). Aber die Firmen seien ausgelastet, "unter einem Jahr tut sich da gar nichts".

St. Pölten sieht sich hier auf dem richtigen Weg: Wer dort mit Fernwärme heizt, bezieht zu etwa zwei Dritteln Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage. Bei Bedarf könnte der Anteil auf 80 Prozent erhöht werden, sagt Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ). Falls gar kein Gas mehr nach Österreich kommen sollte, könnte das bei der St. Pöltner Fernwärme auch mit Öl ausgeglichen werden.

Die Gemeinde Rankweil in Vorarlberg macht sich übrigens gar keine Sorgen in dieser Hinsicht: Sie heizt die meisten ihrer kommunalen Gebäude mit Biomasse. (Sebastian Fellner, 19.7.2022)