Die Medien sind voll von Tipps, was man gegen die Hitze machen soll. Der nachhaltigste – nämlich das nächste baumbestandene Gebiet oder das nächste Gewässer aufzusuchen – ist oft nicht ganz leicht durchführbar. Weil dort schon ein privater Besitzer ist. Die SPÖ-Nachwuchshoffnung Julia Herr hat einen Vorschlag: in der Verfassung ein Recht auf den Naturgenuss zu verankern. Worauf sich die völlig verbauten österreichischen Seeufer schon öffnen würden.

Privater Seezugang am Wörthersee.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Das klingt für Villenbesitzer am Wörther- oder Attersee wie blanker Bolschewismus und wird auch nicht ganz leicht durchzusetzen sein. Aber die Abgeordnete Herr hat da ein mögliches Zukunftsthema. Denn die zunehmende Erwärmung ist ein Faktum und erfordert einen völlig anderen Umgang mit dem, was wir Natur nennen. Wir werden Rückzugsgebiete brauchen. Julia Herr verweist zu Recht darauf, dass nur neun Prozent des Wörthersees und 13 Prozent des Attersees frei zugänglich seien; dass auch Wanderwege immer öfter gesperrt würden – und dass Wien mit 60 Kilometern Wasserzugang natürlich die große Ausnahme sei.

Über Wien und sein ständiges Anknabbern von Grünflächen wird noch extra zu reden sein. Es wird auch schwerfallen, private Naturbesitzer zu enteignen. Aber Rückkaufkampagnen in vielen Bundesländern (und die Öffnung von versteckten Parks in Wien) sind nicht mehr undenkbar. Freier(er) Zugang zur Natur ist ein Thema. (Hans Rauscher, 18.7.2022)