Autorin Sophie Passmann 2019 bei einer Preisverleihung.

Foto: imago/Christian Spicker

In einem Interview mit der Schweizer Zeitschrift "Annabelle" kritisierte die deutsche Autorin Sophie Passmann, dass einzelne schwarze Frauen mit individuellen Erfahrungen zum Sprachrohr von strukturellen rassistischen Erfahrungen gemacht würden. Auf Twitter wird ihr nun deshalb eine Abwertung von rassistischen Erfahrungen und Heuchelei vorgeworfen, zumal sich Passmann in der Vergangenheit öfter gegen Rassismus zu Wort gemeldet hatte.

Im Interview heißt es: "Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird: Wer spricht am lautesten, am funkiesten in ein Interviewmikrofon hinein? Ohne dabei irgendetwas gegen Rassismus getan zu haben."

"Eine Einzelperson", so Passmann, werde "als Angehörige einer identitätspolitischen Gruppe dargestellt, für die sie ungefragt die ganze Gruppe in Mithaft nimmt, weil sie sagt: So sind wir." Daraus ergebe sich, so Grimme- und Henri-Nannen-Preis-Trägerin Sophie Passmann, "null Erkenntniswert".

Auf Twitter wird deshalb heftig und empört reagiert. Unter anderem heißt es dazu, dass die 2019 mit ihrem Buch "Alte weiße Männer" bekannt gewordene Autorin und Bloggerin – und jüngst auch Schauspielerin in der Fernsehserie "Damaged Goods" – nun selbst zu einem alten weißen Mann geworden sei.

Außerdem spreche Passmann schwarzen Aktivistinnen und Aktivisten das Recht ab, für sich selbst zu sprechen. Die Rassismusdebatte werde weiterhin von privilegierten weißen Personen geführt und nicht von People of Colour. (red, 19.7.2022)