Inhaberinnen und Inhaber eines japanischen Passes dürfen in 190 Länder der Welt ohne Visum einreisen.

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London – Inhaber von Reisepässen mit dem größten weltweiten Zugang sind derzeit am meisten eingeschränkt und zögern, ihre Reisefreiheit zu genießen. Diesen Schluss lassen die jüngsten Ergebnisse des Henley Passport Index, der auf Daten des Internationalen Luftverkehrsverband (IATA) beruht, zu. Es ist eine Rangliste aller Reisepässe der Welt nach der Anzahl der Reiseziele, zu denen Inhaberinnen und Inhaber des jeweiligen Dokuments ohne Visum Zugang haben. Demnach führt Japan den Index mit einem rekordverdächtigen Wert von 193 an, während Singapur und Südkorea mit einem Wert von 192 gemeinsam auf dem zweiten Platz liegen.

Doch trotz des rekordverdächtigen weltweiten Zugangs, der den Bürgerinnen und Bürgern dieser drei Länder in der 17-jährigen Geschichte des Index gewährt wurde, hat die internationale Passagiernachfrage in der asiatisch-pazifischen Region nach den jüngsten Statistiken der IATA nur 17 Prozent des Niveaus vor der Pandemie erreicht und lag in den letzten beiden Jahren meist unter zehn Prozent.

EU-Staaten dominieren Top Ten

Diese Zahl liege weit hinter dem weltweiten Trend zurück, bei dem die Märkte in Europa und Nordamerika sich auf etwa 60 Prozent des Vorkrisenniveaus bei der Reisemobilität einpendelt hätten, heißt es in einer entsprechenden Aussendung.

Die EU-Mitgliedstaaten dominieren die verbleibenden Top-Ten-Plätze in der aktuellen Rangliste, wobei Deutschland und Spanien mit 190 visumfreien Reisezielen gemeinsam den dritten Platz belegen. Finnland, Italien und Luxemburg folgen dicht dahinter auf Platz 4 mit 189 Reisezielen, Österreich, Dänemark, die Niederlande und Schweden teilen sich Platz 5 , da ihre Passinhaber 188 Reiseziele weltweit ohne Visum besuchen können. Sowohl das Vereinigte Königreich als auch die USA sind um einen Rang auf Platz 6 bzw. 7 zurückgefallen.

Afghanistan liegt weiterhin am Ende des Indexes, da seine Staatsangehörigen nur zu 27 Zielen weltweit visumfrei einreisen können. Die globale Mobilitätslücke zwischen den mächtigsten und den schwächsten Pässen der Welt liegt jetzt bei 166 Reisezielen, so viele wie nie zuvor, liest man.

Russland zunehmend isoliert

Inhaber russischer Pässe sind mehr denn je vom Rest der Welt abgeschnitten, da Sanktionen, Reiseverbote und Luftraumsperren russischen Staatsbürgerinnen und – bürgern den Zugang zu allen Reisezielen in Zentralasien und im Nahen Osten bis auf wenige Ausnahmen verwehren. Der russische Reisepass liegt derzeit auf Platz 50 des Index.

Aufgrund der Sperrung des Luftraums in den EU-Mitgliedstaaten, Australien, Kanada, Japan, Neuseeland, Südkorea, den USA und dem Vereinigten Königreich können russische Staatsangehörige jedoch praktisch nicht in die meisten Länder der Welt reisen, mit Ausnahme der Türkei und Dubai, die sich zu wichtigen Transitzentren entwickelt haben.

Der ukrainische Reisepass hingegen liegt derzeit auf Platz 35 des Indexes und ermöglicht seinen Inhabern die Einreise in 144 Länder der Welt, ohne dass sie vorher ein Visum benötigen. Ukrainer, die durch die Invasion vertrieben wurden, haben im Rahmen eines Notfallplans das Recht erhalten, bis zu drei Jahre in der EU zu leben und zu arbeiten, um auf die größte Flüchtlingskrise in Europa in diesem Jahrhundert zu reagieren. Nach der jüngsten, bahnbrechenden Ankündigung des Europäischen Rates, der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten zu verleihen – der erste Schritt auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft in der EU – wird die Reisefreiheit für Inhaber ukrainischer Pässe in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch weiter zunehmen.

Emirate Gewinner der Pandemie

Während der Turbulenzen der letzten zwei Jahre ist eine Sache konstant geblieben: die wachsende Stärke des Reisepasses der Vereinigten Arabischen Emirate, der jetzt auf Platz 15 der Rangliste liegt, mit einem Wert von 176 für visumfreies Reisen oder Visa-on-Arrival. In den letzten zehn Jahren hat das Land als größter Aufsteiger auf dem Index beispiellose Fortschritte gemacht – 2012 lag es mit einem Wert von nur 106 auf Platz 64 der Rangliste. (red, 19.7.2022)