Die Gefahr eines Waldbrandes sieht Totschnig als nicht so hoch wie in anderen Teilen Europas.

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Der Wald wird größer: In den vergangenen fünf Jahren ist die Fläche um rund 2.300 Hektar auf über vier Millionen Hektar gestiegen. Österreich sei damit im EU-Vergleich eines der waldreichsten Länder, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) am Mittwoch. Das ergibt die jährliche Waldinventur, deren Ergebnisse nun präsentiert wurden. Aufgrund des Klimawandels steige die Waldfläche vor allem in gebirgigen Regionen im Westen Österreichs.

Mehr Laub- und Mischwälder

Fast 90 Prozent dieses Zuwachses werden geerntet. "Eine aktive Waldwirtschaft ist wichtig, damit die Klimaanlage weiter funktioniert", sagt der Minister. Totschnig zufolge sei die Nutzung des Waldes eine Chance, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und die Versorgungssicherheit im Land zu erhöhen. Österreichs Forstwirtschaft hat im Vorjahr deutlich zugelegt: Der Produktionswert erhöhte sich gegenüber 2020 um 38,3 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro, das Faktoreinkommen verdoppelte sich beinahe (plus 47,3 Prozent) auf knapp 841 Mio. Euro, geht aus der Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung 2021 der Statistik Austria hervor.

Fast die Hälfte des Holzvorrats besteht aus besonders dicken Baumstämmen – künftig müsste es zu einer Verjüngung kommen, um eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen.

Mehr Laubbäume, weniger Nadelholz

Der Trend führe zu mehr Laubholz und Mischwälder, was vor allem im Hinblick auf das Klima der Zukunft wichtig sei. So seien die Nadelholzbestände um sechs Prozent gesunken, während Laubholzwälder um acht Prozent und Mischwälder aus Laub- und Nadelbäumen um sechs Prozent zugenommen hätten. Das sei auch für die Waldwirtschaft eine Herausforderung, da Laubholz weniger Produktwert habe als Nadelholz, wie zum Beispiel Fichte.

Die Waldinventur hat zudem ergeben, dass der Bestand an Wild zugenommen habe – was vor allem für Jungpflanzen eine Gefahr darstelle. So fressen Tiere wie Rehe und Hirsche häufig kleine Bäume, wodurch rund 420 Hektar Waldfläche durch Verbiss beschädigt worden seien. Dem müsse gezielt entgegengewirkt werden.

Pläne gegen Waldbrände in Arbeit

Die Gefahr von Waldbränden sieht Totschnig als nicht so hoch an wie im Süden Europas, da das Klima hierzulande nicht so trocken ist. Aktuell werde ein Aktionsprogramm gegen Waldbrände erarbeitet, das demnächst vorgestellt werden soll. Grundsätzlich würden 85 Prozent aller Waldbrände durch Menschen ausgelöst.

Die Waldinventur dient als Grundlage, um die Waldpolitik voranzutreiben. Diese wird seit Jahrzehnten jährlich durchgeführt, indem rund 11.000 Probeflächen österreichweit ermittelt und analysiert werden. Dafür wurden Daten von 80.000 Bäumen gemessen. Zum Einsatz kommen hierfür Luftbildkameras und Satellitendaten. (muz, 20.7.2022)