Gegen Treibach jubelte Guido Burgstaller. Für die Gruppenphase der Conference League muss Rapid drei Runden überstehen.

APA / Gert Eggenberger

ECL-Quali im Ticker: Rapid vs. Gdansk, Do., 19 Uhr

Es ist keine vorauseilende Hoffnungslosigkeit, aber bei Rapid geht man praktisch fix davon aus, schon wieder nicht österreichischer Fußballmeister zu werden. Das Jahr 2008 ist demnach nicht gefährdet. Andererseits ist Optimismus durchaus vorhanden. Ein weiteres Mal nur Fünfter zu werden sollte unmöglich sein, denn die Luft nach unten ist begrenzt. Wobei Sportgeschäftsführer Zoran Barisic sagt: "Die Sehnsucht nach Titeln ist groß, aber wir brauchen Geduld und Zeit, die man leider nicht hat."

Vor der Sehnsucht kommt freilich die Stabilität. Rapid steht wirtschaftlich sehr solide da. Trotz Corona. Der neue Finanzbericht weist einen Saisonumsatz von 45 Millionen Euro aus, der Gewinn dürfte knapp vier Millionen betragen. Veröffentlicht werden die Zahlen erst im November. Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek sagt: "Wer heute nicht an morgen denkt, hat übermorgen ein leeres Stadion. Der Pleitegeier darf nie mehr über Hütteldorf fliegen."

Und auch nicht über den Prater. Das neue, schmucke Trainingszentrum ist praktisch fertig. Es hat zehn Millionen gekostet, wurde aus eigenen Mitteln finanziert. Die Stadt Wien hat lediglich einen Trainingsplatz spendiert. Die Fans haben sich an die Titelebbe gewöhnt, seit 2013 hat sich die Zahl der Mitglieder von 7400 auf 16.400 mehr als verdoppelt. Der Abo-Verkauf passt, die 10.000er-Grenze wurde überschritten, ein Erfolg am Sonntag zum Ligastart gegen Ried würde das Geschäft ankurbeln. Peschek: "Man kann nicht sagen, alles ist in Butter, und was kostet die Welt. Aber wir haben ein starkes Fundament geschaffen." Rapid schaut laut Barisic nur auf Rapid. Und nicht auf Red Bull Salzburg. "Das sind andere Sphären."

Umgestaltung

Der Kader wurde radikal umgebaut. Und erweitert. Das ist auch eine Lehre aus der Vorsaison, als man bis zu 17 Ausfälle zählte. Nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Zehn Zugänge, acht Abgänge, das Transferfenster schließt erst am 31. August. Sollte Rapid in der Conference League scheitern, wäre man nicht abgeneigt, den ein oder anderen Kicker ziehen zu lassen, zu verkaufen. Aber das sind die berühmten ungelegten Eier. Barisic sagt, man habe absolute Wunschspieler verpflichtet. "Wir glauben an sie." Etwa an Guido Burgstaller, Patrick Greil, Michael Sollbauer oder Nicolas Kühn. Der 33-jährige Burgstaller kehrte nach acht Jahren zurück. Christopher Dibon war bereits damals sein Mitspieler. "Als er jetzt bei der Tür reingekommen ist, war es so, als wäre er nie weg gewesen." Trainer Ferdinand Feldhofer hat das mitbekommen, Burgstaller ist einer von drei Kapitänen. Die andern beiden sind Dibon und Max Hofmann. Zur Nummer eins im Tor wurde Niklas Hedl erklärt. Ob Yusuf Demir endlich durchstartet, wissen weder Demir noch Feldhofer, es ist aber nicht auszuschließen.

Der Cheftrainer verspürt "einen angenehmen Druck". Natürlich müsse die Mannschaft erst zusammenfinden. Barisic drückt es so aus: "Es muss alles zusammengefügt werden, damit alles flutscht." Im Cup gegen Treibach hat recht wenig geflutscht, erst in der Nachspielzeit köpfelte Burgstaller das allerdings hochverdiente 1:0. Feldhofer umschreibt die Ziele vage. "Wir wollen guten Fußball zeigen, eine Heimmacht werden." Das Allianz-Stadion war oft ein Heimnachteil (kein einziger Derby-Sieg!), über die Ursachen mögen Philosophen streiten.

Echte Hürde

Am Donnerstag soll es gegen Lechia Gdansk flutschen. Anlass ist das Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde zur Conference League (19 Uhr, ORF 1). Rund 12.000 Fans werden mitschwitzen, Kinder unter 14 haben freien Eintritt. Das kann als Rapids kleine Antwort auf die große Teuerungskrise interpretiert werden.

Die Fragen werden auf dem Platz gestellt. Feldhofer: "Lechia ist ein sehr guter Gegner, eine echte Hürde. Wir brauchen zwei sehr starke Leistungen." Lechias Start in die polnische Liga ist eindeutig misslungen, 0:3 bei Wisla Plock.

Feldhofer hat eine große Personalauswahl. "Es wird sich eine erste Elf herauskristallisieren. Aber es wird nicht möglich sein, alle drei, vier Tage mit den gleichen elf, zwölf Spielern anzutreten. Da würde es ein böses Erwachen geben."

Die Gruppenphase der Conference League ist übrigens nicht budgetiert. Das wäre laut Peschek "fahrlässig". Sie wäre aber wünschenswert. Und ein Schrittchen, um die äußerst stabile Sehnsucht irgendwann zu stillen. (Christian Hackl, 21.7.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:
Fußball-Conference-League, 2. Qualifikationsrunde, Hinspiel:

SK Rapid Wien – Lechia Gdansk (Wien, Allianz Stadion, Donnerstag, 19.00 Uhr/live ORF 1, SR Masijew/AZE). Rückspiel am 28. Juli (19.45 Uhr) in Danzig – der Aufsteiger spielt in der dritten Qualifikationsrunde gegen den Gewinner aus Aris Limassol (CYP) gegen Neftci Baku (AZE).

Rapid: Hedl – Schick, Sollbauer, K. Wimmer, Auer – Kühn, Greil, Aiwu, Grüll – Burgstaller, Zimmermann

Ersatz: Gartler – Moormann, Querfeld, Dibon, Koscelnik, M. Oswald, Knasmüllner, Demir, Bajic, Kriwak

Es fehlen: Druijf, Kerschbaum, Hofmann (alle im Aufbautraining)

Lechia: Kuciak – Stec, Tobers, Maloca, Conrado – Gajos, Kaluzinski, Kubicki – Sezonienko, Zwolinski, Flavio Paixao

Ersatz: Buchalik – Pietrzak, Diabate, Clemens, Nalepa, Terrazzino, Bieganski, Koperski, Neugebauer, Durmus