Diesen September sollen Schulkinder mehrerer Schulstufen mit geförderten Tablets und Laptops ausgerüstet werden.

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Bereits in wenigen Wochen sollten österreichische Schüler der fünften und sechsten Schulstufe eigentlich kostengünstige Tablets in den Händen halten. Das wird nun doch nichts, weil die gelieferten Tablets angeblich Mängel aufweisen. Zulieferer Onda, der sein Hauptquartier in Klagenfurt hat, erklärt jedoch im Gespräch mit dem STANDARD, dass man sich genau an die vorgegebenen Spezifikationen gehalten habe. Trotzdem hat A1 aktuell laut dem Unternehmen den Kontakt abgebrochen, obwohl noch Zahlungen ausständig sind. Nun zieht Onda vor Gericht.

Mangelerscheinungen

Onda ist ein Original Equipment Manufacturer (OEM), ein Erstausrüster. Das heißt, er beliefert nicht Endkunden, sondern Auftraggeber, die bestimmte Geräte für einen definierten Auftrag benötigen. Vergangenes Jahr gab es eine Ausschreibung durch das Bildungsministerium über die Bundesbeschaffung (BBG). A1 nahm in der Tablet-Kategorie mit Onda als Zulieferer teil. Die Ausschreibung wurde dann kurzfristig gestoppt, obwohl bereits erste Testgeräte produziert wurden. "Die Samples lagen ab diesem Zeitpunkt bei A1", bestätigt Lorenzo Barbantini Scanni, Chief Revenue Officer bei Onda und verantwortlich für den Deal und die Kommunikation mit A1.

Einige Monate später wurde die Ausschreibung wiederholt, und Onda gewann erneut in der Kategorie Windows-Tablet. "Wir haben wieder mitgeboten – mit demselben Gerät, und wir haben wieder gewonnen." Das war im Dezember. Plötzlich musste alles schnell gehen, vielleicht wegen der verlorenen Zeit zwischen den zwei Ausschreibungen, und Onda sollte bereits im Jänner liefern. "Es war eine Herausforderung, aber wir haben es geschafft." Einziger Wermutstropfen war, dass für den Transport aus China Flugzeuge statt Booten genutzt werden mussten, um Zeit einzusparen. Ein zusätzlicher Kostenpunkt, wie Scanni bestätigt.

Mitten in der zweiten Lieferung kam eine erste Mangelrüge von A1. Onda reagierte laut eigenen Aussagen prompt und bestätigte, dass die Spezifikationen eingehalten worden seien und das Gerät genau das könne, was gefordert wurde. "Daraufhin hat A1 weitere Geräte bestellt." Es wurden an der Software noch Optimierungen vorgenommen, aber die Hardware war natürlich bereits gebaut und konnte nicht mehr verändert werden. Onda machte daraufhin ein zweites Angebot für ein leistungsfähigeres Tablet, das man ebenfalls noch bis September hätte liefern können. A1 nahm dieses Angebot aber nicht an.

Am 13. Juni erfuhr Onda aus der Zeitung, dass A1 im kommenden Jahr ein anderes Tablet liefern werde. Der Telekomkonzern sagte damals der APA: "Als Marktführer im Bereich IT & Telekommunikation ist es A1 ein großes Anliegen, die digitale Kompetenz der Jugend zu steigern. Aus diesem Grund hat sich A1 entschlossen, alternative Geräte für die Schülerinnen und Schüler zum selben Preis bereit zu stellen."

Scanni wurde durch diese Nachricht überrascht. Von einer neuen Ausschreibung erfuhr Onda von A1 laut eigenen Aussagen nichts.

Vier Standorte hat die Firma Onda bereits – einen Fall wie diesen habe man bisher noch nicht erlebt.
Foto: Onda TLC

Einfaches Businessmodell

Das Businessmodell von Onda ist simpel. "Wir finden Kunden, bauen die geforderte Spezifikation und geben das Gerät dann in China in Auftrag." Onda muss die Bestellung vorab bezahlen und holt sich dann erst das Geld vom Kunden. Das heißt, eine noch ausstehende Bezahlung von Kunden wie A1 ist für dieses Geschäftsmodell eine große Belastung. Man baue "essential products", das heißt, es werden Produkte für einen Anwendungsfall gebaut – sozusagen Minimalanforderungen, damit das Gerät möglichst günstig ist. In dem vorliegenden Fall der Schulgeräte müssen die Eltern 25 Prozent Selbstbehalt zahlen – wohl auch deshalb wollte man den Preis des Tablets geringhalten.

34.000 Tablets von Onda liegen aktuell bei A1 in Wien. Die Kommunikation hat irgendwann aufgehört, aufgrund zweier fehlender Zahlungen sah sich Onda deshalb gezwungen, das Geld einzuklagen. Vor allem deshalb, weil der Auftrag über drei Jahre hätte laufen sollen und aktuell nicht einmal das erste Jahr vollständig bezahlt wurde – für den Geldfluss von Onda ein großes Problem.

Falsch produziert wurde laut Scanni nicht. "Das Gerät macht, was es machen muss. Es ist kein Video-Editing-Tablet. Es ist für Schüler, zum Einstieg in diese Welt. Hätte man mehr wollen, hätte man das in den Spezifikationen festhalten müssen." Man habe in der Vergangenheit immer wieder solche Aufträge abgewickelt – etwa 2020 für die Telecom Italia. Damals ging es um 80.000 Notebooks, ebenfalls für Schulen. Einen Fall wie jetzt mit A1 habe man noch nicht erlebt.

Lorenzo Barbantini Scanni ist Chief Revenue Officer bei Onda und führte die Gespräche mit A1.
Foto: Onda

Sitz in Klagenfurt

Onda produziert Modems, Router, Laptops, Tablets und punktuell auch Smartphones. Das Hauptquartier ist seit 2018 im Lakeside Science & Technology Park Klagenfurt. Weitere Büros befinden sich in Rom, Shenzhen und Belgrad. Aktuell beschäftigt man knapp über 20 Personen. Im Magen liegt der jungen Firma abseits der fehlenden Zahlungen vor allem die Rufschädigung. "Wir werden aktuell in jedem Gespräch mit Kunden auf die A1-Geschichte angesprochen", sagt Scanni. Optimistisch stimmt zumindest, dass man davon ausgehe, das Geld noch zu bekommen. Der Fall ist laut Scanni "glasklar" – man könne die Bestellung mit den dazugehörigen Spezifikationen mit E-Mails belegen. "Wir bauen nur, was bestellt wird – wir haben alles nach Vorgabe geliefert." Mehr könne man von einem Zulieferer nicht verlangen.

A1 war trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme und direkter Fragen nicht zu einer Stellungnahme bereit. Es handle sich um ein laufendes Verfahren, weshalb man dazu nichts sagen könne. (aam, 26.7.2022)