Der arbeitsrechtliche Prozess hätte zu einer Auseinandersetzung über die Blattlinie und die Vorgehensweise der "Exxpress"-Redaktion führen können.

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Es waren schwere Geschütze, die Ex-Redakteurin Anna Dobler gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber, das ÖVP-nahe Onlinemagazin "Exxpress", auffuhr: In einer Klage gegen ihre Entlassung kritisierte sie Anfang Februar die "journalistisch-unethische Handlungsweise" der Redaktion, gab an, dass Beiträge regelmäßig "abgeschrieben bzw. kopiert" werden würden, und beschuldigte Chefredakteur Richard Schmitt des "provokativen Verhaltens". Zu einem wirklichen Prozess kam es nie. Die beiden Parteien haben sich mittlerweile außergerichtlich geeinigt.

Wie die Einigung genau aussieht, wollten weder "Exxpress" noch Dobler sagen. Dem Vernehmen nach verpflichteten sie sich zur Verschwiegenheit. In ihrer Anfechtungsklage forderte Dobler 180.000 Euro. Davon dürfte sie nur einen Bruchteil erhalten haben.

Dobler bei "Styleupyourlife"

Als stellvertretende Chefredakteurin twitterte Dobler Ende Jänner, dass Nationalsozialisten "nicht nur Mörder, sondern auch durch und durch Sozialisten" gewesen seien. Sie bezog sich damit auf den TV-Film "Wannseekonferenz", der Ende Jänner im ORF ausgestrahlt wurde. Kurz nach ihrem Tweet wurde Dobler entlassen. "Exxpress"-Herausgeberin Eva Schütz begründete die Entlassung in einer Stellungnahme damit, dass so "weiterer Schaden vom Unternehmen" ferngehalten werden könne. Dobler gab an, dass der Tweet als Entlassungsgrund "vorgeschoben" sei, um sich ihrer "zu entledigen".

Mittlerweile dürfte Dobler eine neue journalistische Heimat gefunden haben. Mehrmals schien sie als Redakteurin für das Onlinemagazin "Styleupyourlife" auf. Produziert wird das Magazin, das sich mit Mode, Lifestyle und Promis beschäftigt, von der Weiss & Lameraner Media Group.

Möglichen Sprengstoff hätte der arbeitsrechtliche Prozess genug geboten: Dobler hätte laut damaligen Angaben ihrer Anwältin Claudia Bogensberger mehrere ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von "Exxpress" laden wollen. Sie hätten zum Verhalten Schmitts gegenüber seinen weiblichen Mitarbeiterinnen aussagen sollen. Dobler gab an, dass Schmitt "nur" weibliche Mitarbeiterinnen angebrüllt habe und sie als Frau schlechter bezahlt worden sei.

Möglicher Streit um Blattlinie

Dobler hatte sich laut Klage bei Schmitt beschwert, dass vermehrt Personal eingestellt wurde, das "ideologisch eher 'rechts' angesiedelt" sein soll. Seit kurzem schreibt Ex-"Wochenblick"-Chefredakteur Christian Seibert für "Exxpress". Der "Wochenblick" gilt als FPÖ-nahe, wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als "Desinformationsprojekt am rechten Rand" bezeichnet und fungierte zuletzt als Sprachrohr etlicher Corona-Demonstrationen – Fake News inklusive.

Außerdem hätte im Gerichtssaal eine Auseinandersetzung um die Blattlinie von "Exxpress" aufkommen können: Ein zentrales Argument in Doblers Klage war, dass die in ihrem folgenschweren Tweet verbreiteten Ansichten von "Exxpress" selbst "veröffentlicht, verbreitet, geduldet, beworben und beklatscht" worden seien. Ihr Tweet habe "absolut der Blattlinie" entsprochen.

Schütz wollte sich auch dieses Mal nicht näher zur Causa äußern. Im Februar bezeichnete sie die Vorwürfe Doblers als "völlig unrichtig" und konstruiert. Dem STANDARD drohte sie mit "zwangsläufig medienrechtlichen Folgen", sollte es zu einer Berichterstattung über die Klage kommen. Passiert ist bislang nichts. (Laurin Lorenz, 29.7.2022)