Papst Franziskus sprach bei seiner Rückreise aus Kanada auch über seine Gesundheit.

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Ottawa – Papst Franziskus hat auf einer Rückreise von Kanada erneut über seine Gesundheit gesprochen und dabei anhaltende Probleme eingeräumt. Seine Probleme mit dem Gehen hätten eine "langsamere Phase" seiner Amtszeit eingeläutet, sagte er. Zudem wiederholte der Pontifex seine schon einmal ausgesprochene Ankündigung, er könnte bei anhaltenden Gesundheitsproblemen auch einen Rücktritt andenken. "Ich glaube nicht, dass ich weiterhin Reisen im selben Rhythmus wie bisher antreten kann", sagte er vor den mitreisenden Medien. "In meinem Alter und mit diesen Einschränkungen muss ich ein wenig auf mich achten, um der Kirche weiter dienen zu können. Oder ich muss entscheiden, zurückzutreten".

Franziskus kämpft seiner geraumer Zeit mit Problemen in seinem Knie und mit einer Bänderentzündung. Seit einigen Monaten ist er deshalb zu großen Teilen auf einen Rollstuhl angewiesen. Seine Reise nach Kanada hatte das Ziel, sich bei den Mitgliedern der Inuit für Unrecht im Namen der Kirche zu entschuldigen. Konkret ging es um jahrzehntelangen Missbrauch und Vernachlässigung in katholischen Kinder-Schulheimen.

DER STANDARD

Die Entschuldigungen des Papstes waren seit langer Zeit erwartet worden, auch Kanadas Regierung hatte ihn dazu aufgefordert. Er sprach von "kultureller Zerstörung", "physischem, verbalem, psychologischem und geistigem Missbrauch". In den Schulen waren offiziell mehr als 4.000 Kinder ums Leben gekommen, aber es dürften nach Schätzungen mindestens mehr als 6.000 gewesen sein. Für seine Entschuldigung erhielt der Papst in der heterogenen indigenen Bevölkerung des Landes unterschiedliche Reaktionen.

Auf der Rückreise verschärfte Franziskus noch einmal seine Worte. Auf Nachfrage eines Journalisten sagte er, er halte das Geschehene für einen Genozid. "Es stimmt, das Wort wurde nicht gebraucht, aber ich habe den Genozid beschrieben, und ich habe um Entschuldigung und Vergebung gebeten", sagte Franziskus. Genozid sei ein Fachbegriff, aber er habe ihn nicht verwendet, weil ihm das nicht in den Sinn gekommen sei.

Zufriedenheit und Enttäuschung

Viele Indigene hatten sich im Rahmen des Papst-Besuches vor allem die Widerrufung der 1493 veröffentlichten päpstlichen Bulle "Inter caetera" gewünscht, welche eine Assimilierung der Indigenen zum Christentum vorsah – und die der Heilige Vater nicht widerrief. Viele wären zudem enttäuscht davon, dass sich Franziskus nicht explizit im Namen der gesamten römisch-katholischen Kirche für die Übergriffe auf indigene Kinder in den von der Kirche geführten Internaten, den sogenannten "Residential Schools", entschuldigt habe.

Gleichwohl hatte sich der Pontifex auch vor seiner Abreise noch einmal um Entschuldigung bemüht. Katholiken hätten "eine unterdrückerische und ungerechte Politik" gegen die Ureinwohner des Landes unterstützt, sagte er am Freitag. Mit seinen "begrenzten physischen Möglichkeiten" sei er gekommen, "um mit euch und für euch weitere Schritte vorwärts zu gehen". Diese sollten der Suche nach Wahrheit dienen sowie einer weiteren Heilung und Versöhnung. Es gehe darum, Hoffnung zu säen, "für künftige Generationen indigener und nicht-indigener Menschen", die "geschwisterlich und in Einklang zusammenleben wollen". (red, APA, Reuters, 30.7.2022)