Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher geht davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt wahrscheinlich im Laufe der nächsten Monate langsam eintrüben wird.

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Wien – Noch machen sich die Wolken vom Konjunkturhimmel am heimischen Arbeitsmarkt nicht bemerkbar. Die Zahl der Menschen ohne Job ist weiter rückläufig. Ende des Monats waren 296.647 Personen beim Arbeitsmarktservice AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet – um 47.292 Personen weniger als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Juni ging die Zahl um 1.755 Personen zurück. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,6 Prozent, der niedrigste Juli-Wert seit dem Jahr 2008.

Eine Entwicklung, die sich nicht auf Österreich beschränkt. Die Arbeitslosigkeit ist in der gesamten Eurozone auf Rekordtief . Besonders niedrig war die Arbeitslosenquote nach den Eurostat-Kriterien mit 2,8 Prozent in Deutschland, die Quote in Österreich liegt nach dieser Berechnungsmethode bei 4,3 Prozent. Seit der Einführung des Euro an den Finanzmärkten im Jahr 1999 war die von den EU-Statistikern erhobene Arbeitslosenquote niemals niedriger.

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Hierzulande gab es nach Bundesländern betrachtet zum Vorjahr die größten Rückgange an Arbeitslosen in Tirol (-22,1 Prozent) sowie in Salzburg (-20,5 Prozent). Am geringsten fiel das Minus mit 11,7 Prozent in Wien aus, wo Ende des vergangenen Monats nach AMS-Daten 127.725 Menschen arbeitslos waren. Besonders deutlich gezeigt hat sich die Arbeitsmarkterholung österreichweit in der Gastronomie (-19,3 Prozent), der Warenproduktion (-17,4 Prozent), im Handel sowie im Verkehrswesen (jeweils -16,7 Prozent).

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Der Beschäftigtenstand lag Ende Juli in Österreich sogar erstmals bei beinahe vier Millionen Personen. Immer mehr zur Randerscheinung am Arbeitsmarkt wird die Kurzarbeit, zu der Ende Juli nur noch 6.381 Personen vorangemeldet waren. Das sind um 18.055 Menschen weniger als im Juni. Grund dafür sei die zuletzt gestartete neue Phase, die restriktivere Antragsvoraussetzungen mit sich gebracht habe, so Kocher.

Die stabile Lage dürfte sich aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres umkehren. Noch sei der Arbeitsmarkt "aufgrund der hohen Zahl an offenen Stellen aufnahmefähig, aber die Lage wird sich sehr wahrscheinlich im Laufe der nächsten Monate langsam eintrüben", urteilt Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). Kocher geht davon aus, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Verwerfungen den Arbeitsmarkt "in zunehmendem Ausmaß negativ betreffen und dass dieser in geopolitisch und wirtschaftlich stabileren Zeiten noch stärker dastehen würde".

Zahl der offenen Stellen bleibt hoch

Der Wermutstropfen aus Sicht der Unternehmen: Auch die Zahl der offenen Stellen bleibt hoch. Ende Juli waren beim AMS 137.826 Stellen ausgeschrieben, Ende Juni lag diese Zahl bei 141.139. Auch der Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes weist mit 268.000 offenen Stellen einen leichten Rückgang auf. Entspannung sei nicht in Sicht, warnt Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger (ÖVP): "Die versprochenen Arbeitsmarktreformen müssen dringend umgesetzt werden, damit sich Arbeit wieder lohnt und wir einen Wohlstandsverlust für alle vermeiden können." In die nämliche Kerbe schlägt der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. Die geplanten Reformschritte müssten darauf abzielen, Arbeitssuchende wieder rasch ins Erwerbsleben zurückzubringen, so Neumayer. "Ziel muss sein, dass sich Arbeit lohnt und nicht Inaktivität", lautet sein Credo. (rebu, APA, 1.8.2022)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert.