Eines sollte im Umgang mit Büchern als mehr oder weniger selbstverständlich vorausgeschickt werden: Exemplare, die einem nicht gehören, behandelt man im Idealfall so pfleglich wie möglich. Hat man sich ein Buch aus der Bücherei oder von jemandem im Freundes- oder Familienkreis ausgeborgt, käme man wohl nicht auf die Idee, dieses in einem vollkommen ramponierten Zustand zurückzugeben. Geht es jedoch um eigene Bücher, so sieht die Sache schon anders aus.

Könnte dieses Buch Ihres sein?
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Aus Liebe zum Buch: Wenn man Ehrfurcht walten lässt

Bei der Handhabe seiner eigenen Bücher stellt sich früher oder später die Frage danach, wie vorsichtig oder nachlässig man mit ihnen verfahren möchte. Hier zeichnen sich üblicherweise zwei Arten des Zugangs ab.

Auf der einen Seite stehen die Bibliophilen, für die jedes Buch uneingeschränkten Respekt verdient und nur mit vorsichtiger Ehrfurcht zur Hand genommen wird. Das beginnt schon dabei, wie man es öffnet und beim Lesen hält: Das Buch wird grundsätzlich nicht übermäßig aufgebogen, um die Entstehung hässlicher Rillen auf dem Buchrücken zu vermeiden. Die Seiten werden sorgfältig umgeblättert, und bei Unterbrechung der Lektüre wird mit Selbstverständlichkeit ein Lesezeichen benutzt, um diese später nahtlos fortsetzen zu können.

Irgendetwas in ein Buch hineinzuschreiben, und sei es nur mit Bleistift, ist ein absolutes No-Go. Jedes Exemplar wird ausschließlich mit sauberen Händen berührt und niemals auf einer Oberfläche von fragwürdiger Sauberkeit abgelegt – schon gar nicht geöffnet und mit der Schrift nach unten, was (siehe oben) dem Buchrücken schaden könnte. Und hat man es ausgelesen, wandert das gute Stück an einen Platz im Bücherregal, an den es gut passt – einer gewissen, vorab festgelegten Ordnung zufolge.

Aus Liebe zum Buch: Wenn man gemeinsam durch dick und dünn geht

Auf der anderen Seite stehen jene Menschen, die Bücher vielleicht eher als Freunde betrachten – und zwar als solche, die immer mit dabei sind und alles mitmachen (müssen). Man nimmt sie überallhin mit, wirft sie nachlässig in Tasche oder Rucksack, und hat man unterwegs kein Lesezeichen zur Hand, macht man kurzerhand ein Eselsohr in die zuletzt gelesene Seite. Begeisterung über spannende Passagen, die man wiederfinden möchte, quittiert man damit, dass man ohne lang zu fackeln mit dem nächstbesten Stift hineinkritzelt oder ohne mit der Wimper zu zucken mit Leuchtstift ganze Seiten anstreicht. Später sieht man diesen Büchern dementsprechend an, dass sie vielleicht nicht immer mit großer Vorsicht behandelt, aber aktiv geliebt sowie definitiv gelesen wurden und jemanden ein Stück seines Lebenswegs begleitet haben.

So lauten, etwas überzeichnet dargestellt, die beiden Arten, mit seinen Büchern umzugehen – und die beiden Pole, zwischen denen sich Lesende dabei bewegen.

Wie ist das bei Ihnen?

Erkennen Sie sich in einer der beiden Schilderungen wieder – und möchten Sie ausführen, warum solcherlei Buchbehandlung für Sie nur logisch ist? Schreiben und kritzeln Sie unbekümmert in Bücher hinein – oder versehen Sie diese höchstens mit einer ausgefeilten Widmung, wenn Sie eines verschenken? Und wie halten Sie es in der Gretchenfrage: Lesezeichen oder Eselsohr? Diskutieren Sie im Forum! (dahe, 10.8.2022)