Machtmissbrauch, Sexismus und unangebrachte "Einladungen": Zu viele junge Menschen berichteten im Zuge ihrer Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien von all dem. Und oft blieb es an ihnen hängen, damit zurechtzukommen. Indem sie Lehrende mieden oder sogar ihre Ausbildung abbrachen. Vonseiten der Uni heißt es hingegen, sie tue alles, um Belästigung und Machtmissbrauch zu verhindern.

Die Universität erkennt die ungeschriebenen Gesetze der Kunst nicht.
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Doch das reicht offenbar nicht. Denn gerade den Verantwortlichen für eine Uni, die Menschen für künstlerische Berufe ausbildet, muss bewusst sein, was Übergriffe in diesem Feld besonders begünstigt. Unzählige junge Leute kämpfen um einen Platz in einer der wenigen Ausbildungsstätten. Wenn Lehrende Grenzen überschreiten, kann man nicht einfach woanders hingehen. Hinzu kommen viel Einzelunterricht, der soziale Kontrolle verhindert, und Lehrende, die öffentlich bewundert werden und daher für viele sakrosankt sind.

All das sind für junge Menschen große Hürden, um "Stopp" zu sagen. Wenn es eine Universität vor allem als Bringschuld der Studierenden sieht, Probleme aufzuzeigen, erkennt sie die vielen ungeschriebenen Gesetze im Feld der Kunst nicht – und verscheucht ausgerechnet jene, die Machtmissbrauch erkennen und sich ihm entgegenstellen. Doch genau sie sind notwendig, damit sich endlich grundlegend etwas ändert. (Beate Hausbichler, 6.8.2022)