Für den Einzug in die Präsidentschaftskanzlei werden den Kandidatinnen und Kandidaten durchaus unterschiedliche Chancen eingeräumt.

Der Anfang wäre gemacht. Am Tag zwei im Rennen um eine Kandidatur für die Bundespräsidentenwahl stehen auf seiner Homepage schon zwei Unterstützungserklärungen zu Buche. "Es fehlen noch 5.998", rechnet der Landwirte-Berater Johann Peter Schutte in einer Notiz vor.

Seine potenziellen Fans spricht der 61 Jahre alte gebürtige Bayer mit "liebe Menschheitsfamilie" an. Er verspricht, sich als Präsident gegen jegliche Impfpflicht, auch jene für Kinder, querzulegen und zudem alle mRNA-Impfstoffe zu verbieten. Er selbst sei "ungespritzt und werde das auch bleiben".

Nicht nur der nahe Linz lebende ehemalige MFG-Anhänger Schutte: So ziemlich alle der 14 bisher noch nicht in der Öffentlichkeit bekannten Mitstreiter, die sich um Unterstützungserklärungen für eine Kandidatur bemühen, haben ihr Problem mit dem Impfen.

Thomas Schaurecker etwa, der Berufsdetektiv und Ex-FPÖ-Funktionär, legt klar offen: "Ich bin nicht gegen Corona geimpft." Wie auch Hubert Thurnhofer aus Mürzzuschlag, ehemals Mitglied der Partei "Die Basis": "Ich werde mich nie gegen Corona impfen lassen."

Thomas Schaurecker ist "nicht geimpft".
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"Regierung entlassen"

Es geht in den Statements und Programmen vor allem gegen die Eliten, gegen das Parteiensystem. Etwa bei David Packer. "Es ist Zeit, dass wir die Ära der Parteien hinter uns lassen", sagt Packer. "Bürgerräte" müssten her, "wo die kollektive Intelligenz die Richtung des Landes bestimmt". Packer war Profi-Pokerspieler, Minigolf-Europameister, Yogalehrer. Und: Roland Düringer unterstützt ihn jetzt per Video. "Die Demokratie wieder zur Demokratie machen" möchte auch Franz Josef Gollowitsch. Radikal würde es Oliver Hoffmann angehen: "Schluss mit Parteienstaat – Regierung entlassen!"

David Packer will "Bürgerräte" einführen.
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Und da ist auch noch der 42 Jahre alte Wolfgang Ottowitz: ein gelernter Großhandelskaufmann, der nun als Ofenarbeiter in einer Fabrik in Villach arbeitet. Er möchte erwähnen, dass er und seine Gattin "polyamor geneigt sind". Was wenig zur Sache tue, er möchte es nur angemerkt wissen. Das ehemalige Neos-Mitglied würde, wenn es etwas zu sagen hätte, ebenfalls die momentane Regierung entlassen und die Expertenmeinung des Volkes einholen.

Wolfgang Ottowitz würde die Regierung entlassen.
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In der Runde sind auch Frauen dabei. Barbara Rieger zum Beispiel. Sie ist diplomierte Montessori-Pädagogin, Energetikerin und Kräuterpraktikerin und – wie sie betont – "nicht gegen Corona geimpft". Sie habe sich nicht "dem unerforschten Gen-Experiment unterworfen". In Österreich gebe es "schon lange keine Demokratie mehr".

Barbara Rieger ist "nicht gegen Corona geimpft".

In diesem Punkt trifft sie sich haarscharf mit Robert Marschall. Politisch kein Unbekannter: Marschall ist Bevollmächtigter des "Echte Demokratie"-Volksbegehrens und des "Frieden durch Neutralität"-Volksbegehrens. Und er möchte endlich ein zweites EU-Volksbegehren durchführen lassen. Marschall hat eine eigene Präsidentenseite kreiert, eine Plattform, auf der sich alle Kandidaten und Kandidatinnen selbst darstellen können. "Ich wollte, dass die Wähler einen guten Überblick über alle Kandidaten haben." Und so erfahren Interessierte auf seiner Seite auch, dass er vor Chemtrails dringend warnt. "Ich will mich nicht von oben her vergiften lassen", sagt Marschall im Gespräch mit dem STANDARD.

Die Chemtrails

Aus Flugzeugen würden Chemikalien versprüht. "Angeblich", sagt Marschall, um das Wetter zu beeinflussen. In seiner Stimme liegt aber schwerer Zweifel.

Robert Marschall macht sich Sorgen wegen Chemtrails.
Foto: Matthias Cremer

Aus Kärnten kommt der Uhrmacher Hanno Fessl. Für ihn ist klar: Bei der Covid-Impfung handelt es sich nicht um eine Schutzimpfung, "sondern um ein genveränderndes Waffensystem". Daher sein Wahlspruch: "Kommt zu dem alten Gott, unter seine mächtigen Flügel."

Warum er Präsident werden möchte? Er wolle "Gott an die erste Stelle stellen, im persönlichen Leben und in der Regierung". Er möchte in dieser Funktion "die Mitbürger über die Dringlichkeit der kommenden Drangsal informieren", wie es die Bibel prophezeie.

Helga Egger kämpft um die Verbrennungsmotoren.
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In Tirol tritt Helga Egger auf die Kandidatenbühne: "Helga for President", steht auf ihrer Seite. Die 55-Jährige führt ein Scooter-Center bei Hall in Tirol. Als Bundespräsidentin hätte sie schon einen fixen Plan: "keine Abschaffung der Verbrennermotoren" und "eine sofortige Preisdeckelung für Treibstoffe, Gas, Strom". Und: keine Masken- und Impfpflicht mehr, "auch nicht durch die Hintertüre". Sie würde auch ein Handyverbot bei Nationalratssitzungen verordnen.

Egger legt ihren Fans noch eine Frage zum Nachdenken ans Herz: "Vielleicht sollte wirklich so ein einfacher Mensch wie ich Bundespräsidentin werden."

Wallentin will auch ohne FPÖ antreten.
Foto: www.corn.at , Heribert Corn

Am Donnerstag gab es dann noch eine Überraschung: "Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin will nun doch für die Bundespräsidentschaftswahl kandidieren, wie die "Kronen Zeitung" berichtete. Der Rechtsanwalt will es im Alleingang, also ohne Partei im Hintergrund, auf den Stimmzettel schaffen. Wallentin war zuvor auch als potenzieller Kandidat für die FPÖ gehandelt worden. (Walter Müller, 11.8.2022)