Rasanter Anstieg: Der von der Energieagentur berechnete Strompreisindex war im Juni dreimal so hoch wie im Vorjahr, der Gaspreisindex um 424 Prozent höher.

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Die APA-Grafik veranschaulicht die Erhöhung der Energiepreise zwischen Juni 2021 und Juni 2022.

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Wien – Österreichs Haushalte haben im Juni für Energie um 45 Prozent mehr bezahlt als im Jahr davor. Stark gestiegen sind die Preise für Treibstoffe, Heizöl und Gas, auch Holzpellets und Brennholz verteuerten sich kräftig. Sprit kostete im Juni und Juli erstmals großräumig mehr als zwei Euro je Liter, so die Österreichische Energieagentur. Aktuell gibt es hier eine leichte Entspannung, kurzfristig könnte ein Plateau erreicht sein. Strom und Gas werden bei vielen Anbietern teurer.

Im Vergleich zum Vormonat Mai stiegen die Preise für Haushaltsenergie im Juni um 6,2 Prozent, wie aus dem von der Energieagentur errechneten Energiepreisindex (EPI) hervorgeht. Die Energiepreise seien der zentrale Preistreiber der Inflation gewesen. Der Anstieg der Haushaltsenergiepreise hat sich im Juni mit 45,1 Prozent wieder etwas beschleunigt, im Mai hatte der Zuwachs im Jahresvergleich rund 38 Prozent betragen.

Strom und Gas teurer

"Im Juni und Juli haben wir zum ersten Mal großräumig Treibstoffpreise von über zwei Euro pro Liter an den Zapfsäulen beobachten", sagte Energieagentur-Geschäftsführer Franz Angerer. Aktuell habe sich die Lage etwas entspannt, und es scheine, als hätten die Preise für Treibstoffe zumindest kurzfristig ein Plateau erreicht. Mit Preissteigerungen wie im Juni sei bei Diesel, Superbenzin und Heizöl vorerst nicht zu rechnen.

Ganz anders sei die Situation jedoch bei Strom und Erdgas für Haushalte. Preisänderungen an den Großhandelsmärkten würden an die Haushaltskunden meist mit Verzögerung weitergegeben. Der von der Energieagentur berechnete Strompreisindex war im Juni dreimal so hoch wie im Vorjahr, der Gaspreisindex um 424 Prozent höher. Dementsprechend hätten bereits zahlreiche Energieversorger die Preise angehoben oder dies angekündigt, so die Energieagentur.

Trockenheit als Herausforderung

Neben der Gaskrise wirkten auch andere Faktoren auf den Strompreis: Die Trockenheit in großen Teilen Europas reduziere die Erzeugung in den Flusskraftwerken. Zudem seien in Frankreich viele Atomkraftwerke wegen technischer Mängel nicht in Betrieb, andere müssten gedrosselt werden, weil die für die Kühlung benötigten Flüsse zu wenig Wasser führen oder zu warm sind. "Fehlende Erzeugungskapazitäten treiben die Preise weiter in die Höhe", so Angerer. Die hohen Preise seien ein Signal zum Diversifizieren hin zu mehr Windkraft, Photovoltaik, Erdwärme und gleichzeitig mehr Energieeffizienz und Energiesparen.

Im Juni war Superbenzin laut EPI um 60,5 Prozent teurer als im Jahr davor und kostete um 13,9 Prozent mehr als im Mai 2022. Eine durchschnittliche Tankfüllung (50 Liter) kam im Schnitt auf mehr als 100 Euro, damit musste man um etwa 40 Euro mehr bezahlen als im Jahr davor und um etwa 14 Euro mehr als im Mai. Diesel kostete im Jahresvergleich um 65,3 Prozent mehr, im Monatsabstand um 7,0 Prozent mehr. Der Heizölpreis hat sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt (plus 109,6 Prozent) und stieg gegenüber dem Vormonat Mai um 9,3 Prozent. Eine typische Füllung von 3.000 Litern kostet im Juni deutlich mehr als 4.500 Euro.

Entlastungsmaßnahmen stabilisieren Strompreis

Der Strompreis für Haushaltskunden war im Juni im Durchschnitt noch relativ stabil (plus 0,2 Prozent im Jahresvergleich). Grund dafür sind laut Energieagentur Entlastungsmaßnahmen der Regierung wie der Wegfall der Ökostromförderkosten und die befristete Reduktion der Elektrizitätsabgabe.

Verschiedene Kundengruppen seien von Preissteigerungen aber sehr unterschiedlich betroffen. Gas war im Durchschnitt um 72,1 Prozent teurer als im Juni vergangenen Jahres. Im Monatsvergleich gab es bei Strom und Gas einen leichten Anstieg um 0,3 Prozent. Auch bei Fernwärme, Holzpellets und Brennholz stiegen die Preise. (APA, 12.8.2022)