Salzburg anno 1849: Die Szene einer Straße an der Salzach mit dem Blick auf die Stadt Salzburg im Hintergrund von Johann Fischbach soll für 56.000 Euro den Besitzer wechseln.

Foto: Giese & Schweiger

Die Salzburger Festspiele seien ein "Motor für die Wirtschaft", respektive eine "Exzellenz-Infusion für den Standort". Laut der Wirtschaftskammer Salzburg schlägt die alljährliche Wertschöpfung direkt und indirekt mit 183 Millionen Euro in Salzburg sowie 215 Millionen Euro in Österreich zu Buche.

Die Ausgaben der Kulturtouristen liegen wiederum in einer Größenordnung von 129 Millionen Euro: Der Hauptanteil entfällt mit 77 Millionen Euro auf Übernachtungen und Verpflegung, gefolgt von Einkäufen "gehobener Konsumartikel" (Bekleidung, Schmuck etc.) mit 26 Millionen, neun Millionen für "Sonstiges" und fünf Millionen für Kultur und Freizeit.

Obwohl sich aus diesem Zahlenfutter keine Kunstkäufe ableiten lassen, profitiert auch der Kunsthandel von der Kaufkraft der Festspielklientel, die nicht nur von lokal angesiedelten Vertretern umgarnt wird.

Anzahl der Kunstmessen verringert

Hinzu kommen Galeristinnen und Kunsthändler, die aus den Bundesländern oder dem benachbarten Deutschland anreisen und an den Ufern der Salzach ihr temporäres Sommerquartier beziehen: sei es in Pop-up-Showrooms oder im Umfeld klassischer Kunstmessen, die sich im dritten Jahr der Pandemie auf einen einzelnen Event dezimiert haben. Noch 2019 gab es deren drei, den sogenannten Kunstsalon in der Sala Terrena der Universität Salzburg, die Salzburg International ArtFair am Flughafen sowie die Art & Antique.

Letztere bezog dieser Tage das mittlerweile traditionelle Zelt im Innenhof der ehemals erzbischöflichen Residenz, wo nun 19 Teilnehmer (bis 21.8.) ihr individuelles Programm feilbieten: In Summe ergibt das einen Mix, der neben Antiquitäten auch Antiken, Vintageschmuck und vor allem Bildwerke aus mehreren Epochen umfasst.

Blick in die Idylle

Zu jenen Werken, die bei Festspielgästen besonderen Anklang finden, gehören solche mit lokalen Bezügen: Zu nennen wäre hier das Fragment eines um 1450 datierten gotischen Wandbrunnens aus Salzburger Marmor beim Antiquitätenhändler Franz Schauer (Krems) für 5500 Euro oder auch eine Ansicht des nur 23 Kilometer entfernten Mondsees von Hans Frank beim Kunsthandel Runge (Linz) für 12.000 Euro.

Beim Kunsthandel Giese & Schweiger (Wien) warten zwei Bilder von Johann Fischbach im Angebot, der ab 1840 erfolgreich in Salzburg wirkte und später in München verstarb: Von 1839 datiert der idyllische, von einer Anhöhe geworfene Blick auf den Traunsee mit Schloss Ort (36.000 Euro), von 1849 die Szene einer Straße an der Salzach mit dem charakteristischen Salzburg-Panorama im Hintergrund (56.000 Euro).

Die ebenfalls aus Wien zur gewerblichen Sommerfrische angereisten Kollegen Wienerroither & Kohlbacher haben sich (bis 28.8.) in der Kollegienkirche eingemietet. Dort dokumentieren sie die Auswirkungen der frühen Wiener Moderne auf die Wiener Nachkriegsavantgarde, insbesondere auf den Wiener Aktionismus. Das Line-up reicht von Joannis Avramidis und Günter Brus über Arnulf Rainer und Egon Schiele bis zu Franz West, begleitet von einer Sonderschau mit Arbeiten des Steinbildhauers Karl Prantl. (Olga Kronsteiner, 13.8.2022)