Europa steckt in einer fast beispiellosen Dürreperiode. Flüsse wie Rhein und Loire sind fast ausgetrocknet; auch in Österreich drohen Ernteausfälle von rund fünfzig Prozent. Doch das wirklich Schockierende daran ist weniger, dass die Forschungsstelle der EU-Kommission 44 Prozent der Fläche des Kontinents von der Trockenheit akut bedroht sieht; ja nicht einmal, dass vor der schlimmsten Dürre seit 500 Jahren gewarnt wird. Das wirklich Schockierende: Die letzte Rekordtrockenheit, die die heurige minimal übertrifft, liegt gerade einmal fünf Jahre zurück; sie fand 2018 statt.

In Österreich drohen durch Dürre Ernteausfälle von rund fünfzig Prozent.
Foto: imago images/Martin Wagner

Die Klimakatastrophe – man muss sie so nennen – findet längst nicht mehr nur auf Inseln im Indischen Ozean und in der Arktis statt. Sie ist voll in Europa angekommen. Allerspätestens jetzt müssten Politik und Gesellschaft einen Kampf dagegen führen, der in seiner Entschlossenheit dem Kampf gegen die Corona-Pandemie und die Energiekrise gleichkommt.

Dabei muss es auch viel um Klimawandelanpassung gehen. Neben Maßnahmen wie dem Ausbau erneuerbarer Energie braucht es ein energisches Programm zur Entsiegelung von Böden, wie es etwa die Hagelversicherung ebenso regelmäßig wie erfolglos einmahnt. Große Supermarktparkplätze an heimischen Ortsrändern zeugen davon: Österreich ist beim Zubetonieren immer noch Europameister. Warum ausgerechnet eine Regierung mit grüner Beteiligung hier nicht längst weitreichende Schritte gesetzt hat, ist schlicht nicht nachvollziehbar. (Joseph Gepp, 12.8.2022)