Eigentlich steht die österreichische Fotografin ungern in der Öffentlichkeit. Bei der neuen Schau stehen nun aber Bilder aus dem Privatleben der Künstlerin im Fokus.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Mit den Buben als Babys fängt die Ausstellung an. Na gut, bei einem Titel wie All personal ist das vielleicht keine große Überraschung. Wer die Fotografin Elfie Semotan (geb. 1941) aber etwas kennt, weiß, dass sie Privates ungern in der Öffentlichkeit ausbreitet. Der Salzburger Fotohof macht jetzt das genaue Gegenteil: Es sind fast ausschließlich Bilder aus Semotans Privatleben, die hier zu sehen sind. Wie bei vielen Fotografen sind diese eng mit dem künstlerischen Schaffen Semotans verknüpft.

Der Vater der beiden Söhne Ivo (geboren 1974) und August (1982) ist Kurt Kocherscheidt, Maler und Mitbegründer der Gruppe Wirklichkeiten. Der Name des zweiten Ehemanns: Martin Kippenberger, der Künstlerrabauke, ohne den die bundesdeutsche Kunst der 1970er-Jahre etwas anders aussehen würde. Da ist die enge Beziehung zu Helmut Lang, Österreichs einzig wirklichem Modestar. Und da sind all die Freundschaften mit Mode- und Kunstmenschen, die zusammen so etwas wie ein Who’s who der heimischen Kreativszene ergeben.

Semotans zweiter Ehemann Martin Kippenberger in Venedig 1996.
Foto: Elfie Semotan

Einige Bilder der von den Kuratoren Rainer Iglar und Michael Mauracher in enger Zusammenarbeit mit Semotan zusammengestellten Schau wurden bereits da und dort veröffentlicht. Viele sieht man allerdings zum ersten Mal – und auf einige, zum Beispiel auf solche mit dem notorisch fotoscheuen Helmut Lang, muss man weiterhin verzichten. Selbst beim Foto von Langs ehemaligem Geschäft in Manhattans Green Street war lange unklar, ob es ausgestellt werden darf.

Im Fenster zum Hof

Dieses hängt im Fotohof gewissermaßen im Schaufenster – gemeinsam mit einer Reihe anderer für die Fotografin zentraler Motive und Weggefährten: Die Beziehung zum Filmemacher John Cook brachte Semotan zur Fotografie, die Begegnung mit dem Model und späteren Fotografin Sarah Moon ließ sie selbst zur Kamera greifen.

Als Fotografin war das Model Sarah Moon Autodidaktin. Die Begegnung mit ihr brachte Elfie Semotan zur Fotografie.
Foto: Elfie Semotan

Eine ganze Wand ist der Hochzeitsreise mit Kocherscheidt nach Venedig gewidmet, viele Motive sind in Jennersdorf im Südburgenland aufgenommen, einem der Wohnsitze Semotans. In einer Fotokoje mitten im Ausstellungsraum kann man sich wiederum kaum an zwei Fotoserien sattsehen, die hier in Endlosschleife rotieren: einer Künstlerklassenfahrt zum Bildhauer Walter Pichler nach Südtirol (1995) und Impressionen von der Mariahilfer Straße (1973). Höchste Empfehlung! (Stephan Hilpold, 19.8.2022)