Der Framework-Laptop kann vom Endkunden einfach aufgerüstet oder repariert werden.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Auch das Display kann problemlos ausgetauscht werden.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Das Verkaufsargument des Framework-Laptop ist klar: Dank einer durchdachten Konstruktion können Käuferinnen und Käufer den Computer selbst reparieren und aufrüsten. Das Ziel ist einerseits die Schaffung einer besseren Kundenfreundlichkeit, immerhin kann man sich den Gang zu überteuerten Reparaturwerkstätten sparen. Andererseits soll der Elektroschrott verringert werden, indem nur einzelne Komponenten ausgetauscht werden müssen – und nicht das ganze Notebook auf der Müllhalde landet.

Seit einigen Monaten ist der Laptop auch in Österreich erhältlich und kann in vielerlei Hinsicht überzeugen, wie der STANDARD in einem ausführlichen Test dokumentiert hat. In diesem finden sich außerdem alle wichtigen Details zur Ausstattung und Funktionalität. Seither kann man außerdem einzelne Komponenten wie Arbeitsspeicher, WLAN-Karten, SSDs und kleinere Ersatzteile auf der Webseite des Unternehmens nachbestellen. Allerdings blieb die Möglichkeit, sogar die Hauptplatine – und somit den Prozessor – aufzurüsten lange bloß ein Versprechen.

Mehr Leistung auf Bestellung

Das hat sich nun geändert. Seit kurzem ist der Framework-Laptop auch mit Intel-Prozessoren der zwölften Generation erhältlich. Wer sein bestehendes Gerät aufrüsten will, kann die Platine einzeln dazukaufen und sich selbst ans Werk machen. Durch den Prozess führen ausführlich bebilderte Tutorials, die den Umbau zu einem Kinderspiel machen sollen. Aber ist das in der Praxis wirklich so einfach, wie versprochen? Immerhin muss man den eigenen Computer in Einzelteile zerlegen, was vermutlich die wenigsten Konsumenten schon mal getan haben. Der Autor stellt sich als Versuchskaninchen bereit.

Eines vorab: Wer sichergehen will, keine Fehler zu machen, sollte schon vor dem ersten Handgriff die Guide-Seite von Framework aufrufen. Dort gelistet sind Anleitungen für alle möglichen Reparaturen. Bisher sind diese zwar alle auf Englisch, allerdings ist jeder einzelne Arbeitsschritt mit ausführlichen Bildern versehen.

Die einzelnen Arbeitsschritte sind detailliert bebildert und beschrieben. Befolgt man die Anweisungen, sind Umbauten relativ simpel.
Foto: Screenshot / Framework

Insgesamt 34 Schritte benötigt ein Upgrade des Mainboards demnach, der Schwierigkeitsgrad wird als "Mittel" angegeben – was sehr passend ist, wie sich im Selbstversuch gezeigt hat. Für Unsicherheit sorgten dabei nicht unbedingt komplizierte oder unübersichtliche Arbeitsschritte. Viel eher hat man zwischendurch die Sorge, bei der Trennung oder erneuten Verbindung von Kabeln etwas kaputtmachen zu können. Immer wieder liest man Sicherheitshinweise in roter Schrift, die einem ein "äußert vorsichtiges" Vorgehen nahelegen, um nichts zu beschädigen. Immerhin müsste man im Schadensfall weitere Ersatzteile ordern.

Einfach zugänglich, problemlos aufrüstbar

Mit etwas Geduld und Achtsamkeit sollte die Reparatur dennoch ohne größere Probleme gelingen. Nach Abnahme des Top-Covers, in dem die Tastatur untergebracht ist, muss man nur sieben Kabel lösen. Diese verbinden das Touchpad, die Batterie, die Lautsprecher, das Audio-Board, das Display, die Webcam und das Wi-Fi-Modul mit dem Mainboard. Ist das erledigt, kann man mit wenigen Handgriffen sowohl den Speicher als auch Arbeitsspeicher entfernen und die Hauptplatine nach dem Lösen von fünf Schrauben herausnehmen.

Das neue Mainboard hat dieselben Maße wie das ursprüngliche Bauteil. Anhand von kleinen Ausrichtungsstiften kann man es deshalb problemlos in die richtige Position bringen und befestigen. Anschließend muss man alle vorangegangenen Schritte rückgängig machen – also die sieben Kabel wieder mit dem Mainboard verbinden und das Gehäuse schließen.

Im Falle unseres Testgeräts wurde die neue Hardware beim anschließenden Neustart sofort erkannt. Allerdings musste das Passwort und die Verbindung zum WLAN und einer Bluetooth-Tastatur neu eingerichtet werden. Seltsamerweise wurden andere Geräte weiterhin als "gekoppelt" in den Einstellungen angezeigt.

Nicht vergessen!

Wer von der 11. auf die 12. Prozessorgeneration wechselt, muss nach dem Umbau zudem Frameworks eigenes Treiberpaket herunterladen und installieren. Ansonsten ist die Funktionalität des Trackpads und mancher Funktionstasten eingeschränkt. Um sicherzustellen, dass man auch sonst keine Fehler gemacht hat, lohnt es sich außerdem, alle Features durchzutesten. Funktionieren WLAN und Bluetooth? Reagieren Tastatur und Trackpad korrekt auf Eingaben? Und wie sieht es mit dem Fingerabdrucksensor, dem Mikrofon und den Lautsprechern aus? Funktioniert alles? Gratulation, der Umbau war erfolgreich!

Das ausgebaute Mainboard (links) und das Ersatzteil (rechts).
Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Zur Auswahl stehen übrigens drei unterschiedliche Intel-Prozessoren der zwölften Generation. Darunter der i5-1240P, i7-1260P und i7-1280P. Diese kosten jeweils 489, 799 und 1.189 Euro. Wie preiswert das Upgrade auf die neue Hardwaregeneration ist, hängt also von der benötigten Leistung ab. Kauft man den Laptop als Ganzes, fallen mindestens 1.199 Euro an. Verbaut ist dann der günstigste Intel-Prozessor, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 256 Gigabyte SSD. Will man den leistungsstärksten i7-Chip, steigt der Preis auf stolze 2.339 Euro.

Das Upgrade dürfte sich also an Personen richten, die einst das Einstiegsmodell gekauft haben und jetzt mehr Rechenpower brauchen. Der Kauf eines Mainboards ist immerhin nur halb so teuer wie jener des gesamten Top-Modells.

Gefangen im Intel-Imperium

Was einige Menschen enttäuschen dürfte, ist die Bindung an Intel. Eine AMD-Variante des Geräts gibt es nicht. Bisher wurde nur die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass diese in der Zukunft nachgeliefert werden könnte. Details hierzu gibt es jedoch nicht.

Alle wichtigen Bauteile sind mit einem QR-Code versehen. Folgt man dem hinterlegten Link, landet man direkt bei einem Tutorial, das den Austausch oder die Reparatur erklärt.
Foto: Screenshot / Manakas

Vergeblich warten Käuferinnen außerdem auf eine größere Vielfalt der Anschlüsse. Wie aufmerksame Beobachter wissen dürften, können diese durch Erweiterungskarten ausgetauscht werden. Aktuell kann man zwischen USB-A und C, HDMI, Micro-SD und Displayport wählen. Ein Ethernet-Anschluss um 45 Euro befindet sich derzeit in Entwicklung. Etwas enttäuschend ist es unterdessen, dass man für SD-Karten weiterhin einen Dongle braucht.

Weiterverwertung möglich

Aber zurück zum Wichtigsten. Manch ein Leser wird sich zurecht gefragt haben, was man nach dem Umbau mit dem übriggebliebenen Mainboard anstellen soll. Immerhin ist dieses noch immer mehrere Hundert Euro wert. Eine mögliche Lösung wirft der Youtuber Linus Tech Tips auf, der selbst 225.000 Dollar in Framework investiert hat. In den Community-Foren des Herstellers kursieren demnach Pläne für Computer-Gehäuse, die man mittels 3D-Drucker selbst erstellen kann. Kauft man sich also zusätzlichen Arbeitsspeicher, eine SSD und Wi-Fi-Karte, hat man eine kompakte Arbeitsstation für zu Hause. Angeschlossen an einen externen Monitor scheint dies – über ein paar Umwege – ziemlich gut zu funktionieren.

Zwar steht Framework als Start-up weiterhin am Anfang seiner Reise. Die Veröffentlichung austauschbarer Mainboards verdeutlicht jedoch, dass das Unternehmen determiniert ist, seine Versprechen zu halten. Es macht neugierig, welche Upgrades in Zukunft kommen könnten. Im Raum steht zum Beispiel ein Touchscreen – oder eben AMD-Prozessoren für all jene, die Intel den Rücken zugekehrt haben. Wer weiß, vielleicht gibt es bald auch ein Framework-Gaming-Laptop.

Disclaimer

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis für alle, die einen Computer oder ein Aufrüstpaket des Herstellers bestellen wollen: Lieferungen nach Österreich werden derzeit offenbar noch aus den USA verschickt. Im Falle des Upgrade-Kits bedeutete das in unserem Fall, dass die Test-Hardware mehr als einen Monat im Zoll festhing. Derzeit betreibt Framework bereits eine Reparaturwerkstatt in Deutschland. In Kürze soll ein Versandzentrum folgen. Lieferprobleme sollten bald ein Ding der Vergangenheit sein. (Mickey Manakas, 21.8.2022)