Bienen haben es gut. Sie befinden sich oft mittendrin im blühenden Leben. Eine der schönsten Bienenweiden ist zweifellos der Borretsch, der in unserem Garten heuer zwar weniger wuchert als in den vergangenen Jahren, aber dafür schon seit Mai wunderschöne blaue Blüten hervorbringt. Und die borstig behaarten Stängel und Blätter glitzern im Sonnenlicht wie die Weihnachtsbeleuchtung in Spitzzicken.
Auch Hummeln holen sich den Nektar
Auch andere Insekten wie Hummeln, die von unten die nickende Blüte anfliegen können, holen sich den saccharosereichen Nektar der Pflanze und bestäuben sie bei dieser Gelegenheit. Borretsch (Borago officinalis) ist auch als Gurkenkraut, Kukumerkraut oder Liebäuglein bekannt. Angeblich schmecken die Blätter nach Gurken. Bei den Blüten, mit denen wir gelegentlich Salat verzieren, ist mir das aber noch nicht aufgefallen. Im Beet sind Borretsch und Gurken jedenfalls gute Nachbarn.
Vom häufigem Konsum der Pflanzen wird uns Menschen abgeraten, weil Borretsch toxische Alkaloide enthält. Die Entwicklung der zuerst rosafarbenen zur blauen Blüte ist ein schönes Beispiel für die Veränderung des pH-Werts (deshalb färbt Essig im Salat die blauen Blüten rot).
Bienen sind rotblind
Bienen schätzen besonders die blaue Phase des Borretsch, weil sie rotblind sind. Rot ist für Bienen Schwarz. Blau und Gelb (in unserem Farbempfinden) sind ihre bevorzugten Blütenfarben. Da Bienen aber auch für uns nicht sichtbares ultraviolettes Licht sehen können, ist ihr Farbspektrum generell verschoben. Viele Pflanzen weisen jedenfalls Pigmente auf, die das ultraviolette Licht der Sonne reflektieren und so die Bienen auf sich aufmerksam machen. (Michael Simoner, 23.8.2022)