Laut einer Umfrage in Deutschland nannten 68 Prozent der Befragten die Entscheidung des Ravensburger-Verlags, die Bücher um den jungen Häuptling Winnetou aus dem Verkauf zu nehmen, für falsch.

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In der Debatte um Winnetou-Kinderbücher halten es gut zwei Drittel der deutschen Bürger für falsch, dass der Verlag Ravensburger die Bücher wegen Rassismus-Vorwürfen zurückgezogen hat. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov (das am Dienstag 2837 Personen ab Jahren befragte) fanden es lediglich 13 Prozent richtig, dass der Verkauf gestoppt wurde. 68 Prozent nannten dies falsch, 18 Prozent machten keine Angabe.

Der Verlag hatte die beiden Bücher "Der junge Häuptling Winnetou" zum gleichnamigen Film sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch aus dem Verkauf genommen. In einem Instagram-Post begründete das Unternehmen dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben". Die Kritik hatte sich zunächst an der gleichnamigen Verfilmung entzündet, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze.

In Österreich nannte die IG Autorinnen Autoren die Ravensburger-Entscheidung gestern "eine selbstbezichtigende Betroffenheitspose, die in der Selbstzensur endet" und "die Medien- und Kunstfreiheit auf eine skandalöse Weise" entwerte: "Mit der Freiheit der Publizistik ist es bei solchen Rückzügen von Buchprojekten jedenfalls vorbei und mit der Freiheit der Kunst ebenfalls."

Direktor des May-Museums übt Kritik

Der Direktor des Karl May Museums in Radebeul, Robin Leipold, hält die Debatte für überzogen. "Ich habe das Gefühl, viele kennen sich total wenig mit dem Werk Karl Mays und der Person Karl Mays aus", sagte Leipold der dpa. Der deutsche Autor habe sich seinerzeit klar gegen den Kolonialismus in der wilhelminischen Kaiserzeit gestellt und sich für den Frieden eingesetzt – und dies auch in seinen Werken propagiert.

"Er war einer der frühen Pazifisten im deutschen Kaiserreich, er war einer, der den Kolonialismus extrem kritisch analysiert und verdammt hat", erklärte der Museumsdirektor. May (1842-1912) müsse als Kind seiner Zeit gesehen werden. (APA, 24.8.2022)