Laut Gesundheitsministerium sei der Impfstoff "derzeit noch knapp".

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Wien – In Österreich ist im Zusammenhang mit den Affenpocken (Monkeypox, MPX) bisher noch kein lebensbedrohlicher oder gar tödlicher Krankheitsverlauf aufgetreten. Nur in einigen wenigen Fällen mussten Betroffene stationär in Krankenhäusern versorgt werden, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf Agenturanfrage mit. Ob der vorhandene Impfstoff gegen die Affenpocken ausreicht, wird zumindest in der Bundeshauptstadt Wien stark angezweifelt.

Nachdem die Empfehlung für eine MPX-Schutzimpfung vom Nationalen Impfgremium (Nig) ausgeweitet wurde, kündigte das Gesundheitsministerium einen neuen Erlass an, in dem dezidiert festgehalten wird, dass die Impfung nun auch für Risikogruppen aus der LGBTIQ+-Community in Betracht kommt. Dieser wird noch am Mittwoch an die Landeshauptleute verschickt. "Die unmittelbaren Risikogruppen können mit der aktuellen Empfehlung jedenfalls erreicht werden", wurde der Agentur APA versichert. Zu diesen zählen neben Gesundheitspersonal und Laborpersonal mit direktem Viruskontakt vor allem homo- und bisexuelle Männer über 18 Jahren, die regelmäßig Sex mit mehreren Partnern und/oder Partnerinnen haben.

Bisher 4.400 Impfdosen in Österreich

Mit dem neuen Erlass sei gewährleistet, dass alle von der jüngsten Nig-Empfehlung erfassten Interessentinnen und Interessenten einen Impfstoff erhalten können, erklärte ein Sprecher von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat daran Zweifel. Die vorhandenen Impfdosen würden "bei weitem" nicht ausreichen, meinte er im Gespräch mit der Agentur APA. Der Bund müsse "dringend" tätig werden. Die Empfehlung des Nig könne derzeit jedenfalls nicht umgesetzt werden.

"Wir würden sehr gern mehr impfen", versicherte Hacker. Das Interesse daran sei groß. Es gebe rund 10.000 bis 15.000 Menschen, die dies gern tun würden, sagte er. Dass einige davon zum Beispiel nach Berlin fahren würden, um sich immunisieren zu lassen, sei absurd. "Ich hoffe, dass sich der Herr Gesundheitsminister rasch was einfallen lässt, wie man zu mehr Impfstoff kommt. Wir werden ihn dringend brauchen."

Mit knapp 4.400 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos, die bisher in Österreich angekommen sind, sind die Vorräte überschaubar. Der Impfstoff sei "derzeit noch knapp", räumte das Gesundheitsministerium ein. Gemeinsam mit der Europäischen Union arbeite man aber "mit Hochdruck an der Bereitstellung weiterer Impfdosen". Wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen entwickeln wird, "kann derzeit noch nicht final abgeschätzt werden", hieß es abschließend.

Impfung von Kindern und Jugendlichen

Zudem begrüßt das Gesundheitsministerium den Schritt seitens der europäischen Behörden, den Einsatz der Schutzimpfung bei Kindern zu diskutieren. In der EU ist die Impfung gegen Affenpocken für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht zugelassen. Allerdings gibt es in den USA eine Notfallzulassung für die Anwendung des Vakzins von Imvanex/Jynneos unter die Haut bei Unmündigen und Minderjährigen.

Bei einer Impfung nach direktem Kontakt mit dem Erreger, also einer nachweislich infizierten Person, spreche die Nutzen-Risiko-Abwägung klar für eine Anwendung auch bei Personen unter 18 Jahren, heißt es in den aktualisierten Affenpocken-Impfempfehlungen des Ministeriums. In diesen Fällen sei eine Impfung ratsam, "obwohl keine entsprechende Zulassung mangels klinischer Studiendaten besteht".

Zur Vermeidung einer symptomatischen Erkrankung sollten sich insbesondere Kontaktpersonen, die nie gegen Pocken geimpft wurden, eine Schutzimpfung besorgen. Die Impfung erfolgt in diesen Fällen unter die Haut, wobei innerhalb von 28 Tagen zwei Dosen von jeweils 0,5 Milliliter verabreicht werden. Der erste Stich sollte möglichst rasch nach erfolgtem Kontakt, idealerweise innerhalb von vier Tagen, gesetzt werden. Trotz einer postexpositionellen Impfung sind allerdings Durchbruchsinfektionen im Bereich des Möglichen. (red, APA, 24.8.2022)