Sie werden auch Seeschweine oder Gabelschwanzseekühe genannt und gelten als besonders sanftmütige Riesen der Meere. Dugongs, die zur Ordnung der Seekühe gehören, sind die einzigen Säugetiere, die sich ausschließlich in den Meeren aufhalten und bis auf die Muttermilch rein pflanzlich ernähren.

Sie ähneln in Aussehen und Verhalten den Manatis (also den Rundschwanzsseekühen in Amerika und Westafrika), zeichnen sich aber durch einen gegabelten Schwanz (wie bei Walen und Delfinen) aus. Das gab zur Vermutung Anlass, dass für die Geschichten über Meerjungfrauen Dugongs Pate standen.

National Geographic

Ihr langsames, entspanntes Verhalten macht die eine halbe Tonne schweren Tiere, die an den Küsten des Indopazifiks leben, freilich auch anfällig für Überfischung und Schiffsunfälle. In China kommt dazu, dass Teile der Dugongs auch für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verwendet werden, was den Rückgang der Bestände ab den 1970er-Jahren beschleunigt haben dürfte.

Zusammenbruch der Population

Zwar wurden die Seeschweine 1988 vom chinesischen Staatsrat in die Kategorie der wichtigsten nationalen Schutztiere eingestuft. Doch die fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraums – einschließlich des Mangels an Seegraswiesen als Futter – dürfte zu einem "rapiden Zusammenbruch der Population" geführt haben. Forschende Zoological Society of London (ZSL) und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben den Meeressäuger deshalb in China für funktional ausgestorben erklärt. "Das bedeutet, dass er nicht mehr lebensfähig ist, um sich selbst zu erhalten", wie Heidi Ma, Postdoktorandin am ZSL, gegenüber der BBC erklärt.

Für die im Fachmagazin "Royal Society Open Science" veröffentlichte Studie befragten die Forschenden um Samuel Turvey (ZSL) 788 chinesische Küstenbewohnerinnen und Fischer, wann sie oder ihre Bekannte zuletzt einen Dugong gesehen hatten. Für die vergangenen fünf Jahren gaben nur noch drei befragte chinesische Fischer an, ein Dugung gesehen zu haben. Verifizierte Feldbeobachtungen hat es in China freilich bereits seit 23 Jahren nicht mehr gegeben.

Warnung für andere Regionen

Für Turvey ist "das wahrscheinliche Verschwinden des Dugong in China ein verheerender Verlust". Dieses Schicksal sollte eine Warnung für andere Regionen sein, in denen Dugongs vorkommen – einschließlich Australien und Ostafrika – und nannte es "eine ernüchternde Erinnerung daran, dass das Aussterben der Art eintreten kann, bevor wirksame Schutzmaßnahmen entwickelt werden".

Ein Dugong-Junges in Thailand. Dort gibt es noch Restbestände der sanften Riesen, die entfernt mit Elefanten verwandt sind.
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Immerhin existiert die Art noch in 37 anderen tropischen Regionen der Welt – insbesondere in den flachen Küstengewässern des Indischen Ozeans und des westlichen Pazifiks. Das Seeschwein wird aber auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) als "gefährdet" eingestuft. Der Lebensraumverlust spielt eine entscheidende Rolle: Das UN-Umweltprogramm schätzt, dass weltweit jedes Jahr sieben Prozent des Seegras-Lebensraums aufgrund von industrieller und landwirtschaftlicher Verschmutzung, Küstenentwicklung, unreguliertem Fischfang und Klimawandel verloren gehen. (tasch, 27.8.2022)