Nach Abzug der Lebenserhaltungskosten bleibt wegen der hohen Inflation oft kein oder nur deutlich weniger Geld zum Sparen übrig. Was soll mit der Lebensversicherung oder Sparplänen geschehen?

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Die hohe Inflation bringt viele Menschen an ihre finanziellen Grenzen. In Deutschland rechnet der Chef des Sparkassenverbands damit, dass bis zu 60 Prozent der Haushalte – nach nur 15 Prozent im Vorjahr – die gesamten Einkünfte für die reine Lebenshaltung einsetzen müssen – zum Sparen und Vorsorgen bleibt nichts mehr übrig. Während in Österreich die Oberbank bereits von einer Zurückhaltung beim Sparen berichtet, wollen Bawag, Bank Austria oder die RLB Niederösterreich-Wien zwar noch keine grundsätzliche Änderung festgestellt haben. Dennoch, für viele Personen wird es immer enger. Was sollen sie tun, wenn das Geld für die Lebensversicherung oder den Sparplan nicht mehr reicht?

Verbraucherschützerin Gabriele Kreindl vom Verein für Konsumenteninformation rät zwar von Schnellschüssen und unbedachten Kündigungen grundsätzlich ab, betont jedoch: "Wenn das Geld knapp wird, ist es der richtige Zeitpunkt, um tätig zu werden." Zunächst sollte man die Ausgaben auf Einsparmöglichkeiten durchforsten, wobei die Einsparungsmöglichkeiten bei langfristigen Verträgen Kreindl zufolge am größten sind: "Ich rate allen Leuten, alle Verträge, vor allem Versicherungen, überprüfen zu lassen." Es gehe darum herauszufinden, ob ein Vertrag grundsätzlich und langfristig gut sei und ob man das herausbekomme, was man sich davon erwarte.

Unabhängiger Experte

Dazu sollte stets ein unabhängiger Experte, etwa ein Versicherungsmakler, herangezogen werden, denn: Es sei ebenso negativ, einen guten, alten Vertrag zu kündigen wie einen schlechten, alten Vertrag weiterzuführen. Gegebenenfalls kann manches Produkt gänzlich gestrichen oder durch ein günstigeres ersetzt werden. "Da kann man viel einsparen", sagt Kreindl. Bei guten Verträgen rät sie von Kündigungen ab, sondern dazu, nach Alternativen zu suchen – also den Vertrag stillzulegen oder die Prämie zu verringern.

Die Wiener Städtische Versicherung erklärt auf Anfrage, dass Kunden in diesem Fall Kontakt mit dem Anbieter aufnehmen sollten. Bei der Städtischen gebe es folgende Möglichkeiten: Bei verringerten Prämien werden Versicherungsschutz und laufenden Kosten auf Dauer herabgesetzt. Auch eine Prämienpause sei möglich, dabei werden die Zahlungen vorübergehend für einen vorab definierten Zeitraum eingestellt.

Stundung oder Freistellung

Kommt es zu einer Prämienstundung, setzen Kunden für einen bestimmten Zeitraum die Zahlungen aus. Währenddessen läuft der Vertrag unverändert weiter, der Versicherungsschutz bleibt vollständig erhalten. Nach Ablauf des vereinbarten Zeitraums müssen die gestundeten Beiträge nachgezahlt werden. Im Fall einer Prämienfreistellung werden die Zahlungen in der Lebensversicherung dauerhaft eingestellt. Die Versicherungsleistungen reduzieren sich dementsprechend, der Vertrag läuft aber unverändert weiter. Später kann die Prämienzahlung wieder aufgenommen werden.

Bei Sparplänen verweist Verbraucherschützerin Kreindl auf ihre Flexibilität, meist könne man die regelmäßigen Einzahlungen reduzieren. Bei anderen Produkten im Finanzbereich, etwa Kontoführung oder Wertpapierdepot, rät sie zu Kostenvergleichen zwischen Anbietern. Darüber hinaus empfiehlt sie generell, ein paar Monate ein Haushaltsbuch zu führen: "Dann sieht man: Wo fließt meine Kohle eigentlich hin?" Die Verbraucherschützerin macht darauf aufmerksam, dass es dabei durchaus zu überraschenden Ergebnissen – samt Einsparpotenzial – kommen könne. (Alexander Hahn, 28.8.2022)