Der ungarische Rechnungshof hat ... nicht etwa die Korruption im Regime Orbán kritisiert, sondern vor "zu weiblicher Erziehung" gewarnt. Wenn die Bildung "weibliche Eigenschaften" wie "emotionale und soziale Reife" begünstige und so die "Überrepräsentation von Frauen an den Universitäten" verursache, werde die Geschlechtergleichheit "erheblich geschwächt". Buben seien von Natur aus risikofreudig und unternehmerisch interessiert, bei zu viel weiblichem Einfluss könnten diese Macho-Tugenden verkümmern. Und gebildete Frauen könnten es schwerhaben, einen Partner zu finden.

Frauen demonstrieren in Kostümen der TV-Serie The Handmaid's Tale für das Recht auf Abtreibung in den USA.
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Aber Ungarn steht da nicht allein da: Soeben wurde ein Video bekannt, wonach weibliche Mitglieder der amerikanischen Sekte People of Praise in Tränen ausbrachen, sobald sie mit deren Lehren in Kontakt kamen: nämlich dass Männer das "göttlich eingesetzte Oberhaupt" sind und über die Familie gebieten.

Das Atemberaubende dabei ist, dass die US-Juristin Amy Coney Barrett zugleich Mitglied des Obersten Gerichtshofs und ebendieser Gehirnwäschesekte People of Praise ist. Amy Coney Barrett hatte dort die Funktion einer "handmaid" (Magd). Auf sie ist in hohem Maße die Entscheidung des Supreme Court über Abtreibung zurückzuführen. Es bedarf also gar nicht eines Mannes (Präsident des ungarischen Rechnungshofs), um Frauen auf beiden Seiten des Atlantiks in eine Zeitreise in den finstersten Obskurantismus zu führen. (Hans Rauscher, 26.8.2022)