Ton lässt sich mit etwas Geschick in einen brauchbaren Gegenstand verwandeln – oder in einen unbrauchbaren.
Foto: AP / Hatem Moussa

Pro
von Bernadette Redl

Diversen Familienmitgliedern war es von jeher ein Dorn im Auge: Mein Partner und ich haben kein einheitliches Geschirr, kein Häferl gleicht dem anderen, bei Schüsseln und Tellern ist es ebenso. "Und wenn Besuch kommt?", wurden wir nicht nur einmal verständnislos gefragt.

Dann kam die Hochzeit, und die Sippschaft witterte die ideale Gelegenheit, dem vermeintlichen Irrsinn ein Ende zu setzen und dem jungen Paar bei der Ausstattung des Haushalts unter die Arme zu greifen. Die Idee: Man könne uns doch ein Geschirrset schenken, 61 Teile inklusive Sauciere, Zuckerdose und Milchkännchen.

Wie also die unfreiwillige Keramikbeglückung abwenden, ohne unhöflich zu sein? Der Töpferkurs war die Lösung und vor der lieben Familie das Argument: Wir wollen die Einzelstücke behalten, schließlich ist etliches zwischen unseren eigenen Händen entstanden. Es funktionierte! Selbst der letzte Hardliner unter den Eierbecher-Befürwortern war besänftigt, die Unikate konnten bleiben.

Kontra
von Michael Möseneder

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Verarbeitung von Lehm und Ton war natürlich eine epochale Menschheitsleistung. Ohne geformten Gatsch müssten wir noch immer aus den Handflächen trinken und Vorräte in Erdlöchern verbuddeln. Was aber nichts daran ändert, dass ich mit Töpferkursen nichts anfangen kann. Da ich nämlich eine ausgeprägte Fähigkeit zur Selbsterkenntnis habe und weiß, wenn ich etwas nicht kann.

Es ist ja nicht so, dass ich noch nie so einen Klumpen geknetet und in einen Gegenstand verwandelt hätte. Irgendwo bei meinen Eltern steht der giftgrün lackierte Aschenbecher wohl noch herum, den ich in der Volksschule produziert habe.

Benutzen kann man das Ding halt nicht, da der Boden uneben ist und die Ablagekerben zu groß sind. Im Werkunterricht musste ich aber nix dafür zahlen, ein nur zu Dekorationszwecken geeignetes Werk herzustellen. 40 Jahre später wird mich also niemand überreden können, dafür Geld auszugeben. (RONDO, 4.9.2022)