Die "Baumwipfelgespräche" finden in Kooperation mit der Firma Teufelberger in einer 250 Jahre alten Platane statt.
Foto: Ars Electronica_Bauernhansl

Eine Begegnungszone in 40 Metern Höhe, im Wipfel einer 250 Jahren alten Platane? Bei der Ars Electronica 2022 ist das möglich. Von 7. bis 11. September geht es beim internationalen Kunst- und Medienfestival in Linz um den "Planet B" und unseren Umgang mit den Konsequenzen der Klimakrise. Im Fokus dieser Auseinandersetzung steht auch die Frage, wie es um unsere Dialogfähigkeit bestellt ist und ein breiter und transparenter Diskurs rund um den notwendigen Wandel aussehen muss.

Orte der Begegnung

Die Ars Electronica übt sich dieses Jahr also im Einfädeln allerhand ungewöhnlicher Begegnungen. Eine davon ist das mit dem Unternehmen Teufelberger, Experte für Faser- und Stahlseile, entwickelte "Baumkronengespräch". Jeweils zwei Personen werden dabei mit einem Seilzugsystem in die Wipfel einer Platane auf dem Gelände der JKU gehoben. Das Ziel: einen Fokus auf die Bedeutung sinnstiftender Begegnungen in Krisenzeiten zu legen. "In solch einem geschützten Rahmen können wir Widersprüchlichkeit erleben und aushalten und damit die Grundidee von Demokratie wahrnehmen. Die Ars Electronica will ein Ort sein, an dem man sich in solch alternativen Szenarien treffen und besser verstehen lernen kann", so Ars Electronica Managing Director Martin Honzik.

Ars Electronica Managing Director Martin Honzik: "Ein Ort, an dem sich Menschen in alternativen Szenarien treffen und anders begegnen können."
Foto: Martin Hieslmair

Eine der vielen aktuellen Widersprüchlichkeiten: die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Denn es gibt zwar viele freie Jobs und viele Arbeitssuchende – das Zusammenführen von Arbeitgebenden und Arbeitsuchenden funktioniert, auch Pandemie-bedingt, jedoch nicht komplikationslos, wie Honzik sagt. Im Rahmen des Kunst- und Kulturfestivals wird man deshalb gemeinsam mit dem AMS OÖ ein Job Buffet für Arbeitsuchende und Arbeitgeber*innen anbieten – in einem Park unter altehrwürdigen Bäumen, mitten in einem Kunst- und Kulturfestival.

Brücken bauen

Um das Zusammenfinden und -arbeit geht es auch bei der zweiten Ausgabe der Festival University. Unter dem Motto "Bridge the Gaps" proben 200 Studierende aus 70 Ländern ein besonderes Experiment, so Martin Honzik. "Im Rahmen einer öffentlichen, simulierten Gerichtsverhandlung wird, unter dem Vorsitz von Richterinnen und Richtern, nichts Geringeres verhandelt als das Grundrecht der Natur. Es geht dabei nicht darum, Schuldige zu finden, sondern am Beispiel der Themenkomplexe Wasser, Energie und Migration verschiedene Positionen zu hören."

Im Rahmen der Festival University diskutieren junge Menschen über die Folgen der Klimakrise.
Foto: JKU

Auch Giulia Foscari und das Kollektiv UNLESS rufen mit "Antarctic Resolution" zu Dialog und Kollaboration auf. Ihre Forderung: "Speak up for Antartica now!". Das mit dem STARTS Prize 2022 ausgezeichnete Manifest umfasst 1000 Seiten, die die Visionen von 150 führenden Antarktis-Expert:innen enthalten. "Wir möchten die globale Aufmerksamkeit für die Antarktis und den sie umgebenden Ozean wecken, eine multidisziplinäre und transnationale Plattform schaffen, die eine stärkere wissenschaftliche Zusammenarbeit fördert." Immerhin, so Foscari hat die Antarktis – mit 10 % der Landmasse, 70 % des Süßwassers und 90 % des Eises der Erde – das Potenzial, ihre Heimat Venedig wie ebenso alle Küstensiedlungen der Welt auszulöschen, die größte Migration auszulösen, die die Menschheit je erlebt hat und Unmengen an kulturellem Erbe zu zerstören. Die Auszeichnung mit dem STARTS Grand Prize im Rahmen der Ars Electronica ist für die Architektin der Beweis für die Anerkennung der Antarktis als globales Gemeingut, das für das Überleben "unserer Spezies entscheidend ist. Immerhin zeichnet die EU-Kommission ein Projekt aus, das sich auf einen Kontinent konzentriert, der mehr als 14.000 km von ihren Grenzen entfernt liegt."

Die Erklärung "Antarctic Resolution" von Giulia Foscari wurde von 150 führenden Antarktis Expert:innen verfasst.
Foto: Courtesy of UNLESS/Delfino Sisto Legnani