Auch wenn klar ist, dass Kunst den Klimawandel und seine Folgen nicht abmildern kann, zeigt die Ars Electronica 2022, dass Kunst einen wertvollen Beitrag leisten kann. Immerhin sind die Ursachen der Klimawende längst bekannt und liegt eine Vielzahl möglicher Lösungen auf dem Tisch. Die Frage ist vielmehr, wann wir Menschen endlich bereit sind, den Tatsachen ins Auge zu blicken und konkrete Schritte zu setzen. Genau hier kommt die Kunst ins Spiel, die Bilder schaffen und Geschichten erzählen kann, die uns berühren, die uns andere Blickwinkel eröffnen und uns helfen kann, an eine andere bessere Zukunft zu glauben und danach zu streben.

Synthetic Messenger von Tega Brain und Sam Lavigne bläht den Wert von Klimanachrichten künstlich auf.
Foto: Tega Brain, Sam Lavigne

Climate Engineering

Synthetic Messenger von Tega Brain (AUS) und Sam Lavigne (USA), Teil der Ars Electronica Themenausstellung STUDIO(dys)TOPIA – At the Peak of Humankind, ist ein solches Projekt. Die Künstler:innen stellen sich die Frage, was wäre, wenn man die Medien selbst als eine Form des Climate Engineering betrachten würde? Dafür haben sie ein Botnetz entwickelt, das den Wert von Klimanachrichten künstlich steigert: Täglich besuchen 100 Bots Artikel zum Klimawandel, klicken Inserate an und beeinflussen so die Aufrufstatistiken.

"In den USA spüren die Menschen die Auswirkungen des Klimawandels stark, er wird aber nicht ausreichend in den Medien thematisiert – und wir hinterfragen die Ursachen dafür. Wir möchten zeigen, wie das mediale Ökosystem funktioniert, das heute oft durch Algorithmen gesteuert wird. Denn worüber berichtet wird, wird bereits häufig durch Klickraten beeinflusst", sagen Sam Lavigne und Tega Brain.

In Carbon Echoes dreht sich alles um Kohlenstoff und seine Nutzung durch den Menschen.
Foto: Andreas Baudisch

Visuelle Welten

Ebenfalls im Rahmen von STUDIO(dys)TOPIA präsentiert wird "Carbon Echoes" von Kate Austen. Die britisch-deutsche Künstlerin präsentiert im Rahmen der Ars Electronica erstmals gemeinsam ihre drei Werke Palaeoplasticene, Stranger to the Trees und This Land is not Mine. Alle Arbeiten verbindet, dass sie Kohlenstoff, seine globale Verteilung und seine Verwendung durch den Menschen hinterfragen: Wie wirkt sich die Gewinnung fossiler Brennstoffe, die Verbreitung von Mikroplastik und die Neukonfiguration kohlenstoffbasierter Materialien auf Fauna und Flora aus?

The Artwork as a Living System erzeugt virtuelle Realitäten und immersive Environments.
Foto: ZKM Karlsruhe | Tobais Wootton

Einen umfassenden Überblick über die Arbeiten der Kunstschaffenden Christa Sommerer und Laurent Mignonneau liefert die Ausstellung "The Artwork as a Living System". Sommerer und Mignonneau gelten als Pionier:innen der "Kunst des Interfaces" und haben innovative technische Methoden entwickelt, die die Interaktion von natürlichen Sinnesorganen mit simulierten visuellen Welten ermöglichen.

Unendliche Weiten

Mit einer der großen Sehnsüchte der Menschheit befasst sich "Searching for Planet B: How Astronomy Visualization and Remote Sensing Guide Us to Humanity’s Future" von Dan Tell (US): Nämlich die Tiefen des Weltraums zu erforschen und dabei gleichzeitig den Planeten Erde und was ihn lebenswert macht besser verstehen zu können. Dafür verwandelt das Mitglied der kalifornischen Akademie der Wissenschaften den Deep Space 8K der Ars Electronica in eine Sternwarte, die einen faszinierenden Blick auf Erde und Weltall ermöglicht. Ebenfalls im Deep Space 8K zeigen Simonetta Cheli (IT), Leiterin des Earth Observation Programmes der ESA, und Robert Meisner (DE), Koordinator für Outreach and Experience des Earth Observation Programmes der ESA, mit "Taking the pulse of our planet from space", auf welch augenscheinliche Weise die gravierenden Auswirkungen unseres Handelns auf Satellitenaufnahmen zu sehen sind.

"Searching for Planet B: How Astronomy Visualization and Remote Sensing Guide Us to Humanity’s Future" befasst sich mit der Erforschung der Tiefen des Weltraums und des Planeten Erde.
Foto: Dan Tell