Anwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin freut sich über die breite Unterstützung.

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Ob Krieg in der Ukraine oder die enorme Inflation – er will es schon immer gewusst und davor gewarnt haben. Anwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin präsentierte sich im Rahmen der Präsentation seines Wahlprogramms als Kandidat mit hellseherischen Fähigkeiten: Er habe seit Jahren vor den aktuellen Krisen gewarnt. "All diese Dinge, die jetzt virulent werden, habe ich vorausgesagt." Das sei auch der Grund für seinen nunmehrigen Einstieg in die Politik. "Weil ich gemeint habe, ich habe genug geschrieben, jetzt ist die Zeit, etwas zu tun."

Demnach würde er das Amt des Bundespräsidenten auch aktiv anlegen. Die aktuelle Causa prima – Stichwort Wien Energie – sei für ihn Anlass, die Gesetze zu ändern. Wallentin fordert eine Haftung für Politiker. Und zwar müssten Politiker wie Manager zur Verantwortung gezogen werden. "Es kann nicht sein, dass zum Teil vollkommen ungeeignete Personen Milliardenentscheidungen treffen, dann teilweise nicht einmal politische Konsequenzen daraus ziehen und schon gar keine haftungsrechtlichen."

Allein Gesetze zu ändern liegt nicht in der Kompetenz des Bundespräsidenten – das ist auch Wallentin bewusst. Er ist aber der Meinung, dass ein Bundespräsident aktuelle Fragen ansprechen müsse. "Der Bundespräsident hat nicht zu schweigen und ideenlos dazusitzen und herrschende Zustände zur Kenntnis zu nehmen, sondern er kann auch ein Ideenlieferant sein", sagt Wallentin.

"Burschenschafter von Kickls Gnaden"

Außerdem betont er, er wolle aus Überzeugung gewählt werden und nicht, um einen anderen Kandidaten zu verhindern. Harsche Kritik übte er allerdings an FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz. "Ein schlagender Burschenschafter von Kickls Gnaden" werde "niemals eine Stichwahl in einem Präsidentschaftswahlkampf im 21. Jahrhundert gewinnen" können. Und: Es müsse "jedem klar sein, dass das verlorene Stimmen sind". Seine eigene Kandidatur für die FPÖ sei im Übrigen an inhaltlichen Fragen gescheitert. Aufgrund der derzeitigen Entwicklungen in der Partei sei er froh, dass die Sache nicht geklappt habe. Sein Wahlziel steckt Wallentin hoch: "Für mich wäre es keine Niederlage, Dritter zu sein, aber davon gehe ich derzeit nicht aus. Ich gehe davon aus, dass ich es in die Stichwahl schaffe."

Einreichung der Unterstützungserklärungen

Seinen Wahlkampf will er mit Spenden finanzieren, zu einem Wahlkampfbudget konnte oder wollte er allerdings nichts sagen. In den nächsten Wochen wolle er eine Tour durch Österreich starten und auch an sämtlichen TV-Duellen und Elefantenrunden teilnehmen.

Zunächst wird er am Donnerstag seine rund 18.000 gesammelten Unterstützungserklärungen bei der Bundeswahlbehörde einreichen. Beklagte er anfangs noch die bürokratischen Hürden für eine Kandidatur, spricht er nun davon, dass der Zustrom enorm gewesen sei. "Bei mir im Büro ist es wie im Taubenschlag zugegangen, und das meine ich im positivsten Sinne des Wortes." Dass ihn so viele Menschen unterstützen, sei "nicht irgendwas, sondern die Menschen haben einen berechtigten Wunsch nach Veränderung". (Sandra Schieder, 31.8.2022)