Die FPÖ Tirol auf den Wahlkampfspuren von Heinz-Christian Strache. Markus Abwerzger ruft das "Duell um Tirol" gegen ÖVP-Chef Anton Mattle aus, der nun FPÖ-Plakate ziert.

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Innsbruck – Am Freitagvormittag rief FPÖ-Spitzenkandidat Markus Abwerzger das "Duell um Tirol" aus. Die Freiheitlichen präsentierten ihre zweite und finale Plakattranche für die Landtagswahl am 25. September. Und sie nehmen dafür Anleihen beim ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der einst im Wahlkampf gegen den damaligen Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) das "Duell um Wien" ausgerufen hatte. Abwerzger geht mit diesem Plakat als "erster freiheitlicher Landeshauptmannkandidat" ins Rennen, wie er betont. Und neben ihm selbst ziert das Konterfei des ÖVP-Spitzenkandidaten Anton Mattle – im Gegensatz zu Abwerzger in Schwarz-Weiß und im Hintergrund – das FPÖ-Plakat.

Mit der Ansage, Landeshauptmann werden zu wollen, hatte der FPÖ-Mann am Donnerstag Bewegung in den anlaufenden Intensivwahlkampf gebracht. Er stützte sich dabei auf eine in der "Tiroler Tageszeitung" veröffentlichte Umfrage, die der ÖVP nur mehr 26 Prozent attestiert, der FPÖ 20, der SPÖ 19, den Grünen elf, der Liste Fritz neun und den Neos acht – die Schwankungsbreite liegt bei 4,1 Prozent.

SPÖ will nun auch nicht mehr mit FPÖ

Bis Donnerstag hatten alle Parteien – außer die SPÖ – eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen. Nachdem Abwerzger am Donnerstag auf Basis der genannten Umfragewerte verkündet hatte, Landeshauptmann werden zu wollen, zog plötzlich SPÖ-Spitzenkandidat Georg Dornauer nach und schloss eine Koalition mit den Blauen ebenfalls aus: "Mit mir gibt es keine Koalition mit der FPÖ, da kann Abwerzger noch so viel Kreide schlucken. Wer einmal bei den Schlagenden im Keller saß, ist irgendwann ideologisch falsch abgebogen."

Zudem, so erklärte Dornauer beim offiziellen SPÖ-Wahlkampfauftakt am Donnerstagabend, werde er für keine Dreierkoalition zur Verfügung stehen. Er denkt nicht, dass eine solche Bestand haben würde. Und er stelle ebenfalls den Anspruch auf den Landeshauptmann, da er als Wahlziel "deutlich über 20 Prozent" anpeile. Somit geht sich – wenn diese Umfragewerte stimmen – aktuell keine realistische Koalitionsvariante in Tirol aus.

Versagt die ÖVP Mattle die Gefolgschaft?

Es sei denn, die ÖVP rückt von ihrer Weigerung, mit der FPÖ zu koalieren, wieder ab. Genau darauf spekuliert Abwerzger offenbar. Er erklärte im Zuge der Pressekonferenz am Freitag, dass es "großen Unmut" in der ÖVP gebe wegen Spitzenkandidat Mattles Absage an eine FPÖ-Zusammenarbeit. Mit der "zweiten und dritten Reihe" der ÖVP pflege er nämlich "einen guten Austausch". Abwerzger hatte nach Mattles Ansage, nicht mit der FPÖ zusammenarbeiten zu wollen, einen "offenen Brief" an die ÖVP verfasst, in dem er vor einem "Linksruck" durch Mattle warnte, der die Ideale der bürgerlichen Bewegung verrate.

Auf diesen Brief habe er "so viele positive Rückmeldungen aus der ÖVP" erhalten wie noch nie, sagte Abwerzger am Freitag. "Positive Signale" empfange er zudem vom Bauern- und Wirtschaftsbund sowie vom designierten ÖAAB-Obmann Tirols, Dominik Mainusch. Das ist brisant, denn der kandidiert auf Listenplatz drei hinter Mattle. Mainusch hatte sich öffentlich gegen seinen Parteiobmann gewandt, als er dessen Kokettieren mit einer Dreierkoalition eine Abfuhr erteilte. Mainusch sieht das anders. Er habe seit Monaten keinen Kontakt zu Abwerzger gehabt, und er erachte die FPÖ als "nicht regierungsfähige Partei". Dass er sich gegen Mattle geäußert habe, stimme ebenfalls nicht. Er habe lediglich auf die Frage, ob er – wie Mattle – eine Dreierkoalition in Erwägung ziehe, geantwortet: "Kein Kommentar!"

Abwerzger: "Wir grenzen niemanden aus"

Abwerzger wiederum will "niemanden ausgrenzen" und könnte sich sogar eine Zusammenarbeit mit den Grünen vorstellen. Von der Ankündigung aller anderen Parteien, nicht mit der FPÖ zusammenarbeiten zu wollen, hält er indes wenig und verweist auf die Zeit "nach der Wahl". Dann würden sicherlich einige ihre Meinung ändern, ist er überzeugt.

Auf die Frage, ob er auch als Landeshauptmann-Stellvertreter in einer Koalitionsregierung mit der ÖVP zur Verfügung stünde, antwortete Abwerzger: "Nach dem 25. September ist vieles möglich." Welche Koalitionsvariante es letztlich werde, hänge wohl davon ab, wer nach dem Wahltag an der Spitze der Volkspartei stehen wird. Er sei jedenfalls überzeugt, dass dies nicht Mattle sein werde.

ÖVP will nicht mit "Kickl-Marionette" Abwerzger

Die Antwort der ÖVP folgte am Freitagnachmittag durch Klubobmann Jakob Wolf, der Abwerzger attestierte, vom Gemäßigten "zum politischen Brandstifter und zur Marionette Herbert Kickls" geworden zu sein: "Im Gegensatz zu Markus Abwerzger ist Anton Mattle ein echter Bürgerlicher, der eine klare Haltung halt, wertebeständig ist und weiß, dass unser Land immer dann am stärksten ist, wenn es sich nicht von Populisten spalten lässt. Ich bin überzeugt, dass die bürgerlichen Kräfte in Tirol stärker sind als jene, die wollen, dass zukünftig ein Kickl-Verehrer die Geschicke des Landes lenkt." (Steffen Arora, 2.9.2022)