Es ist eine Komödie, aber mit deutlichen Zeichen von Tragik. Karin Kneissl, im Kabinett Kurz/Strache von Dezember 2017 bis Juni 2019 Außenministerin der Republik Österreich, hat schon seit längerem das Land verlassen und gibt nun im Ausland – zuletzt im Libanon – bizarre Statements ab. Sie stünde in Österreich "jenseits des Gesetzes", sei "politisch verfolgt". Kneissl galt vor Jahrzehnten schon in ihrer Zeit als Außenamtsmitarbeiterin als schwierig, sie hatte es dann beruflich schwer, betätigte sich unter anderem als Haustier-Horterin, hielt aber Vorträge, unter anderem vor der FPÖ – und so wurde sie Ministerin. Weil es für sie eine Genugtuung war, weil die FPÖ niemand anderen hatte und weil es Sebastian Kurz wurscht war. Dann folgte die unfassbare Peinlichkeit mit der Einladung Putins zu ihrer Hochzeit und dem Tänzchen mit Hofknicks. Putin ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, in einem EU-Land als Kavalier zu punkten, und versorgte Kneissl nach ihrer Ablöse mit einem Aufsichtsratsposten beim russischen Ölkonzern, den sie unter Sanktionendruck aufgeben musste. Seither fühlt sie sich verfolgt.

Karin Kneissl gibt bizarre Statements ab.
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Wie gesagt, bei allen grotesken Begleiterscheinungen eine traurige Geschichte. Aber der Punkt ist, wie so jemand Außenministerin der Republik Österreich werden konnte. Und woher eine FPÖ und eine Kurz-ÖVP, die uns solche Minister(innen) beschert haben, die Frechheit nehmen, diesen Staat regieren zu wollen. (Hans Rauscher, 5.9.2022)