Pussy Riot bei ihrem Auftritt am Jazzfestival Saalfelden im August.
Jazzfestival Saalfelden/Johannes Radlwimmer

Seit Maria Aljochinas als Pizzalieferantin verkleidet aus dem russischen Hausarrest geflohen ist, tourt sie mit ihrem Performance-Kollektiv Pussy Riot. Seit Mai bespielt die Protestcombo mit ihrem Programm "Riot Days" die Bühnen Europas. Nach Stationen wie Hamburg, Zagreb, Madrid oder Saalfelden wird am Dienstagabend das Wiener Porgy & Bess zum Schauplatz ihrer Performance.

Aljochinas gleichnamiges Buch "Riot Days" dient als Vorlage für das Programm der Tournee. 2017 erschienen, geht es darin um ihre Erfahrung mit Haft und Diktatur, nun bekommt die Handlung des Buches auf der Bühne einen aktuellen Anstrich. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zieht sich wie ein roter Faden durchs Geschehen. Heulende Sirenen im Hintergrund, flimmernde Kriegsbilder als Bühnenkulisse, blau-gelbe Kleidung der Bandmitglieder. Der Auftritt erzählt, was der Westen lange nicht wahrhaben wollte: Der Krieg hat schon 2014 mit der Annexion der Krim begonnen. Der Westen hat den Kassandra-Rufen der Aktivistinnen kein Gehör geschenkt, Troja brennt.

Punk und Perfomance

Zehn Jahre sind vergangen, seit Pussy Riot im Februar 2012 in einer Moskauer Kathedrale ihr "Punk-Gebet" vorgetragen und zu Gott und der Jungfrau für Putins Absetzung gebetet haben. Zwei Jahre Straflager für Maria Aljochina und zwei ihrer Kolleginnen waren die Folge, die vergangenen zwei Jahre hat Aljochina im Gefängnis und unter Hausarrest verbracht – eine Folge von Veröffentlichungen auf den sozialen Medien, in denen sie Oppositionsführer Alexej Nawalny unterstützt hat. Repression und Revolution werden in einer Performance verarbeitet, die nicht nur Konzert, sondern zugleich auch Kundgebung und Theater ist. Ein Statement, das auch im vielbespielten Porgy & Bess seine Spuren hinterlassen wird. (Caroline Schluge, 6.9.2022)