Zu Anfang ihrer Ehe musste Lady Diana auf ihren prinzlichen Gemahl ein Auge haben: In Wien wurde Charles äußerst charmant der Hof gemacht.

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Selbst gestandene Republikaner traf die Nachricht vom Ableben Queen Elisabeths II. mitten ins Herz. Die kleine, resolute Dame, umgeben von treuen Corgis und charakterschwachen Prinzen, besaß nicht einmal unter Berufsrevolutionären Feinde. Sogar unverbesserliche Jakobiner sollen, aus Schwäche für die Queen, ihre Guillotine zugunsten wohltätiger Zwecke versteigert haben.

Der Hang der Österreicherinnen und Österreicher zur Monarchie resultiert aus den augenscheinlich guten Erfahrungen, die sie vor allem mit Franz Joseph I. gemacht haben. Wie kein anderer Monarch säuberte dieser Wahl-Bad-Ischler die Wälder des Salzkammerguts von Kleinwild und überzähligem Federvieh. Dass er darüber die Einleitung von Reformen versäumt haben muss, fiel demgegenüber kaum ins Gewicht.

Ausgerechnet in den "roten" Reformjahren der Ära Kreisky begegneten mir, einem kleinen Babyboomer, im ganzen Bundesgebiet Franz-Joseph-Doubles. Solche Herren trugen Lederhosen und mächtige Bärte nach Art des durchlauchtigsten Vorbilds. Diese Ersatzkaiser hatten zwar noch nie ein Salböl gesehen, entboten aber unentwegt huldvolle Grüße. Später hörte ich Landsleute seufzen, dass unterm Kaiser "alles besser" gewesen sei. Andere wieder – es waren ihrer nicht wenige – meinten, dass es ein gewisser Hitler war, unter dem "alles besser" gewesen sei. Diese Nostalgiker seufzten nicht, sie schnaubten mehr oder lallten.

Eigenartige Barttracht

Staatsbürgern, die als Hitler verkleidet waren, begegnete ich kaum einmal. Hingegen trugen viele Nachkriegsösterreicher eine Haar-und Barttracht, die stark an diejenige Hitlers gemahnte. Einige Erwachsene vertraten zudem die Ansicht, dass "ein kleiner Hitler wieder hergehöre".

1986 wurden Prinz Charles und Lady Diana in Wien von Bürgermeister Helmut Zilk herzlich empfangen. Da war die Ära Kreisky schon passé. Dagmar Koller, die Gemahlin des Bürgermeisters, soll mit dem Prinzen wild geflirtet haben, doch der Thronfolger widerstand, wie durch ein Wunder, allen Anfechtungen. Er kann nun desto besseren Gewissens in die Fußstapfen seiner pflichtbewussten Mutter treten. (Ronald Pohl, 14.9.20229