Die Ausstellung "oikos" (dt. Heim) befasst sich mit der Ausbeutung im wirtschaftlichen und ökologischen Bereich.

Georgia Georgiou

Plastikprodukte, billige Lebensmittel und Kleidung, die nicht nachhaltig produziert wurde: Was die einen im alltäglichen Gebrauch vermeiden wollen, ist für andere Realität. Die Krisen der vergangenen Jahre haben Opfer gefordert. Immer mehr Menschen können es sich nicht mehr leisten, das zu konsumieren, was sie wollen. Das bis kommenden Sonntag laufende Kulturfestival Wienwoche legt einen Fokus auf die Themen, die Menschen aus prekären Lebensumständen prägen.

Working Class Ecologies: Unter diesem Titel versammeln sich bei dem "Festival für Kunst und Aktivismus" Kunstschaffende, Aktivistinnen und Aktivisten und andere Mitarbeitende im Kulturbereich. Die Fragen, mit denen sie sich beschäftigen, sind vielfältig. Wie kann man Vernachlässigte und Unsichtbare (an)erkennen? Wie stärkt man sich zusammen im Kampf gegen Krisen? Und wie wird ein Diskurs auf Augenhöhe möglich? Die künstlerische Leitung des Festivals übernehmen in diesem Jahr Jelena Micić und Deniz Güvensoy. Micić ist Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Wien und als Künstlerin und Kuratorin tätig, Güvensoy promovierte an der Mimar Sinan Fine Arts University in Istanbul zum Doktor der bildenden Künste.

Die Welle der Solidarität, die zu Beginn der Pandemie jenen mit systemrelevanten, aber häufig unterbezahlten Jobs entgegengeschwappt ist, ist längst abgeflaut. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine kommen steigende Lebenserhaltungskosten und Unsicherheit in der Frage der Energieversorgung hinzu. In Performances, Workshops und Kunstaktionen soll die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich verarbeitet, aufgezeigt und besprochen werden.

Soziale Ungleichheit

Dass soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten besonders Personen mit Migrationsgeschichte treffen, will man herausstreichen. So sind vor allem Künstlerinnen und Künstler beteiligt, die selbst aus einem migrantischen Umfeld stammen und sich auch in ihrer Arbeit immer wieder darauf beziehen.

Im vergangenen Jahr feierte die Wienwoche ihr zehnjähriges Jubiläum. Auch heuer will man an die Tradition anknüpfen, mithilfe künstlerischer Praxen Konzepte für eine solidarische Gesellschaft zu entwerfen. Das Programm ist vielfältig: Sozial engagierte Mode aus einer serbischen Stadt, in der es kein fließendes Wasser gibt. Feeling of a Dumpling, ein Schreibclub für die asiatische Diaspora. Oder Oikos, eine Ausstellung mit Schwerpunkt auf Ausbeutung im wirtschaftlichen und ökologischen Bereich. Bis zur finalen Klausur finden täglich Workshops, Performances und Ausstellungen unter freiem Eintritt statt. (Caroline Schluge, 17.9.2022)