"Weber und Breitfuß": Alfred Dorfer und Roland Düringer schlüpfen in zwei 45-minütigen Specials erneut in ihre Paraderollen.

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Wien – "Für das Programm sparen und nicht am Programm": Unter diesem Motto präsentierte der ORF am Dienstag seine Programmhighlights der kommenden Wochen und Monate. Während sich ORF 2 noch mehr in Richtung Info und Service weiterentwickeln soll, möchte ORF 1 den Anteil eigenproduzierter Sendungen weiter steigern. Der Schwerpunkt liege im Bereich österreichischer Fiktion, sagte ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz.

Dafür sollen bis Ende des Jahres zusätzlich 15 Millionen Euro lockergemacht werden, um neue Serien wie "Tage, die es nicht gab" und "Totenfrau" zu finanzieren oder ein Format, das sich "Seitenwechsel" nennt. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar trifft Sport auf Kultur, respektive Herbert Prohaska auf Christoph Grissemann. Die beiden laden je einen Gast aus der Welt des Sports und der Kultur ein. Der ORF verspricht eine "45-minütige Unterhaltungs-Talkshow mit Spielelementen".

ORF 2: Alfons Haider ist "Mister Musical"

ORF-2-Channel-Manager Alexander Hofer will ORF 2 "weiterentwickeln, ohne das treue Publikum zu verstören". Der Sender wolle in Zeiten multipler Krisen "Orientierung, Information, Service und Hintergründe" liefern – mit Formaten wie der 50-minütigen Reportagereihe namens "G'sund in Österreich", die ORF-Moderatorin und Ärztin Christine Reiler viermal im Jahr im Hauptabend präsentieren wird. Kabarettist Rudi Roubinek wirft in "Feiern wie die Götter" einen näheren Blick auf diverse religiöse Feste und Riten. Alfons Haider stellt in der neuen Reihe "Mister Musical" (Arbeitstitel) die größten Musical-Erfolge Österreichs vor. Bewährte Formate wie "Orte der Kindheit" und "Weites Land" sollen genauso fortgesetzt werden wie etwa der Dauerbrenner "Vera" mit Vera Russwurm.

Antiquitätensendung

Die in Deutschland populäre Antiquitätensendung "Kunst + Krempel" ist ab Anfang 2023 in ORF 2 zu sehen. Die Dreharbeiten finden im Oktober im Stift Herzogenburg statt. Expertinnen und Experten begutachten die mitgebrachten Objekte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sieben Themengebieten: Kunst auf Papier, Musikinstrumente, Uhren, Porzellan und Keramik, Skulpturen, Design sowie Gemälde.

Mit Ende des Jahres sollen sich die diversen "ZiB"-Sendungen erstmals aus dem neuen TV-Studio im multimedialen Newsroom und in einem neuen Look präsentieren, kündigte Channel-Manager Hofer an.

Jeder Tag im Zeichen von Sparten

Um dem TV-Publikum mehr Orientierung zu geben, soll die Struktur von ORF 1 noch klarer werden, sagte Programmdirektorin Groiss-Horowitz. "Alle Kraft in die Kernzone", lautet die Devise. So ist der Montag für österreichische Serien und Koproduktionen reserviert – sofern das Programm nicht etwa für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar freigeräumt wird. Groiss-Horowitz hob speziell die jüngst angelaufene Serie "Blackout", die bald startende Serie "Tage, die es nicht gab" und "Totenfrau" nach Bernhard Aichners Bestseller hervor. Auch werde es voraussichtlich noch heuer ein Wiedersehen im Rahmen zweier 45-minütiger Specials mit "Weber und Breitfuß" geben – 20 Jahre nach der letzten "MA 2412"-Klappe. Die internationale Koproduktion "Der Schwarm" soll im Frühjahr auf Sendung gehen.

Crime am Dienstag

Der Dienstag steht im Zeichen von Crime-Sendungen wie "Soko Linz", "Soko Donau" oder auch "Schnell ermittelt". Die "Dienstagnacht" mit Sendungen wie "Willkommen Österreich" solle mit "zwei bis drei neuen Angeboten im neuen Jahr" ausgebaut werden. "Wir wollen die spitzeren, schrägen Formate nicht verlieren", so Groiss-Horowitz, die hier noch mehr Raum für Innovationen schaffen will.

Mittwoch ist Tag der journalistischen Einordnung und Dokumentation. Neben dem bewährten "Dok 1" startete vor kurzem "Brennpunkt Österreich". Im Anschluss sollen internationale Dokumentationen serviert werden. Der Donnerstag ist auf ORF 1 Sporttag, wenn beispielsweise Spiele der Europa League auf dem Programm stehen, ansonsten gibt es internationale US-Serien zu sehen.

"Comedy-Challenge"

Am Freitag ist Unterhaltung angesagt. "Alle Freitage sind mit Eigenprogramm durchfinanziert", so Groiss-Horowitz. Die neue Unterhaltungsshow "Comedy-Challenge" sucht Comedy-Talente. Angelika Niedetzky, Robert Palfrader, Manuel Rubey und Andreas Vitásek sind als Jury und Mentorin bzw. Mentoren im Einsatz. Ab Frühjahr 2023 warten eine weitere Runde "Dancing Stars" und eine neue Musikshow, zu der aber noch keine Details preisgegeben wurden. Nur so viel: Es soll keine Castingshow sein und nicht "Starmania" ersetzen. "Wir planen einen Herbstevent und werden erst entscheiden, was es wird", ließ Groiss-Horowitz die Zukunft der revitalisierten Gesangstalenteshow offen. Samstag ist Familientag mit Sendungen wie "Wetten, dass...?" oder "Groß gegen Klein", während der Sonntagabend für Blockbuster und große US-Premieren reserviert ist.

40-teiliges Doku-Projekt

Auf ORF 3 startet im Frühjahr 2023 ein neues 40-teiliges Doku-Projekt namens "Via Austriae", das die gesamte Geschichte des Landes – von den Anfängen Ostarrichis bis in die Gegenwart – erfassen soll. Rund um den Jahrestag der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 beleuchtet der Kultur- und Infosender mit den neuen Filmen "Österreichs Weg in die Diktatur" und "Die Jahre der Diktatur in Österreich" die Ära des Ständestaats.

Kultur, Religion, Wissenschaft und Gesellschaft

Nach dem jüngst gestarteten, ursprünglich für den ORF-Player geplanten Modul "Sound" startet Mitte November "Topos" im Digitalbereich. Es bündelt auf ORF.at die Bereiche Kultur, Religion, Wissenschaft und Gesellschaft. Sämtliche Beiträge sollen dabei länger als sieben Tage online verfügbar sein, was dem ORF bei anderen Digitalangeboten gesetzlich verwehrt ist. Zum Start wird etwa im Rahmen des Doku-Fiction-Formats "Die doppelte Frau" österreichische Zeitgeschichte von 1918 bis 2022 aufbereitet. Die "Archive des Schreibens" sollen der jungen heimischen Literaturszene eine Bühne bieten, und das 31-teilige Multimediaprojekt "Straussmania" soll sich im Dezember mit den verschwundenen Schauplätzen der Populärkultur des 19. Jahrhunderts beschäftigen.

Das leicht adaptierte Sendeschema und die neuen Formate sollen dem ORF helfen, seine Marktanteile zu halten oder im besten Fall zu steigern. Als Vorbild könnte der Montag fungieren. Neun Stunden Live-Berichterstattung vom Begräbnis der Queen und der Start der neuen ORF-1-Serie "Blackout": Von einem "fast perfekten Tag für den ORF" sprach auch ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz. ORF 2 lag am Montag etwa bei 35 Prozent, was laut Groiss-Horowitz der dritthöchste Marktanteil der letzten Jahre war. Nur am Tag vor dem ersten Lockdown im März 2020 und nach dem Terroranschlag in Wien Anfang November 2020 lag der Marktanteil von ORF 2 höher. (omark, APA, 20.9.2022)