Maude Apatow startet gerade als Schauspielerin durch. Wäre ihr das auch gelungen, wäre sie keine Hollywood-Tochter?

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Das Internet hat endlich ein neues Feindbild, und die frohe Botschaft – soweit man das bei Feindbildern sagen kann – lautet, dass es sich um keines handelt, das spaltet, sondern um eines, auf das sich wirklich fast alle einigen können. Wie immer ist das Phänomen selbst alt, die Bezeichnung dafür eher neu: Nepotism-Baby, kurz: Nepo-Baby.

Es geht also um durch die alte Kulturtechnik der Vetternwirtschaft begünstigte Kinder. Konkret: der Spross von Hollywood-Eltern. Besonders auf der Plattform Tiktok haben sich junge Userinnen und User in den letzten Monaten das Maul über den schauspielenden Nachwuchs mit Startvorteil nach dem Motto "Wo woar die Leistung" zerrissen und sich in Familienstammbäume reingetigert, als ginge es hier um das Haus Targaryen. Heftig wird debattiert, ob die jungen Mimen es denn auch in der Traumfabrik geschafft hätten, wenn der Erfolg nicht schon familiär vorprogrammiert gewesen wäre.

Neue Hollywood-Dynastien

Als Gesicht der neuen Generation der Nepo-Babys gilt wohl Maude Apatow, *1997, die Tochter des Regisseurs Judd Apatow und der Schauspielerin Leslie Mann, die in Papas Filmen mitspielen durfte, bevor sie durch ihre Rolle als Lexi in der erfolgreichen Serie Euphoria einem größeren Publikum bekannt wurde.

Wiewohl die wenigsten an Apatows Talent zweifeln – ihre Lexi war umwerfend –, zeigt sich die Generation Z frustriert darüber, dass sich neben zahlreichen Skandalen (von Weinstein abwärts) und mangelnder Repräsentation von Minderheiten auch in Fragen der Vetternwirtschaft kaum etwas geändert hat.

Die alten Hollywood-Dynastien, Coppola und Co, sterben nicht aus, sie scheinen einfach nur durch neue ersetzt zu werden. Neben Apatow gerieten also auch Billie Lourd (*1992, Tochter von Carrie Fisher), Maya Hawke (*1998, Tochter von Ethan Hawke und Uma Thurman), Emma Roberts (*1991, Nichte von Julia Roberts), aber auch etwas ältere Nepo-Babys wie Dakota Johnson oder Lily Collins in den Fokus der Gen-Z-Kritik, die anhand der Seilschaften in Hollywood gerade lernt, wie die Welt funktioniert, und die das zumindest nicht unwidersprochen hinnehmen will – auch wenn ein paar Tiktok-Posts und Tweets wohl kaum etwas ändern werden. (Amira Ben Saoud, 21.9.2022)