Zwölf Jahre lang hat der Fotograf Simon Edelstein die Welt bereist – die USA, Frankreich, Italien, Indien, Marokko und Kuba – auf der Suche nach verlassenen Kinosälen. Er besuchte Städte in mehr als 30 Ländern und entdeckte vergessene Kinos, deren abgenutzte Fassaden noch von ihrem früheren Glanz zeugen.

Obwohl die Menschen am Samstagabend schon lange nicht mehr zu diesen Gebäuden strömen, wird das, was von ihnen übrig geblieben ist, durch Edelsteins Linse wiederbelebt. Er bietet einen letzten Blick auf verfallende Fassaden, einst glitzernde Foyers und riesige Kinosäle, die langsam verfallen oder mittlerweile vollkommen zweckentfremdet genutzt werden. (red, 28.9.2022)

Loew's Kameo Theatre, Brooklyn, New York: Eröffnet als Cameo Theatre am 8. Februar 1924 mit Jane Novak in "The Lullaby". Eine zusätzliche Attraktion in den Sommermonaten war das Freiluft-Dachgartentheater mit 1.500 Plätzen, das am 13. Juni 1924 eröffnet wurde.

Im Jahr 1925 wurde das Cameo Theatre von Loew's übernommen und in Kameo Theatre umbenannt. In seinen letzten Tagen als Filmtheater wurde es Teil der Brandt-Kette. Dieses große ehemalige Theater am Eastern Parkway beherbergt heute eine Kirchengemeinde.
Foto: Simon Edelstein / Jonglez Publishing
In Blairgowrie, UK, stand einst das Picture House. 1927 eröffnet, war es Berichten zufolge seiner Zeit weit voraus und bot den Kinobesuchern jeglichen Komfort und Bequemlichkeit. 1983 wurde es geschlossen. Der letzte Film, der dort gezeigt wurde, war "Annie" mit Aileen Quinn und Albert Finney in den Hauptrollen. Bei der Schließung hatte das Kino 370 Plätze.

Im Laufe der Jahre verfiel das Gebäude immer mehr. Ende der 1980er-Jahre gab es einen Plan, es in einen Nachtklub umzuwandeln, der jedoch nicht umgesetzt wurde. 2012 wurde es schließlich abgerissen.
Foto: Simon Edelstein / Jonglez Publishing
Das nach dem spanischen Dichter Ramón de Campoamor benannte Teatro Campoamor, ein an die großen Broadway-Theater angelehntes Gebäude, war einst das einzige Kino Kubas im amerikanischen Stil. Auf drei Rängen bot es 2.500 Personen Platz, zunächst für Opern, dann für Filme. 1965, sechs Jahre nach Castros Machtübernahme, schloss es zum letzten Mal seine Pforten und wurde zu einer Garage für Mopeds, bis Betonbrocken herabzufallen begannen.
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Das unter Denkmalschutz stehende Metro Theater am New Yorker Broadway hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 1933 eröffnet wurde es mit seiner markanten Fassade bald als Wahrzeichen wahrgenommen. In den 1950er- und 1960er-Jahren zeigte es Arthouse-Filme von Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Louis Buñuel und Roman Polanski. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde es als Pornokino betrieben. Die Besitzer wechselten seither. 2005 wurde es geschlossen. Letzten Berichten zufolge soll es bald wieder als Kino eröffnen.
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Ein alter Filmprojektor in Loew’s Majestic Theater, Connecticut, USA: Der Renaissancestil hielt Einzug in Bridgeport, als dieses Theater mit 2.200 Plätzen 1922 in einem Gebäude eröffnete, das es sich mit einem anderen Kino, dem Loew's Poli, teilte. Die italienischen Fresken, der Marmor und die Glasmalerei in der Lobby verliehen dem Gebäude einen Hauch von Florenz des 16. Jahrhunderts – wenn das Florenz des 16. Jahrhunderts von Jack Warner oder Louis B. Mayer entworfen worden wäre. Aber das Majestic war auch nicht abgeneigt, sich in die Nische zu begeben, wenn es dazu beitrug, dass die Sitze voll waren: Bei einer Vorführung des Bela-Lugosi-Horrorfilms "Mark of the Vampire" im Jahr 1935 wurde eine Frau engagiert, um zu schreien, wenn der Schrecken überhandnahm. Die Besitzer, Loew's (heute AMC), schlossen das Kino schließlich 1967. Heute sind die Sitze verschwunden, und das marmorierte Foyer dient als Lagerraum für ein Theaterunternehmen.
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Der Longwy-Palace, Longwy, Frankreich, befindet sich nahe der Grenze zu Luxemburg. Das Kino mit seiner Fassade im Art-déco-Stil wurde Ende der 1980er- Jahre geschlossen und 1990 in ein Möbelhaus umgewandelt.
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Northwick, Worcester, UK: Das einstige Kino mit 1.100 Plätzen, das unter Denkmalschutz steht, wurde 1966 mit dem Dean-Martin-Spionagefilm "The Silencers" als Kino geschlossen. Das war eine schlechte Nachricht für Filmliebhaber in Worcester, für die es ein Vierteljahrhundert lang eine zentrale Anlaufstelle war. Heute ist es ein Ausstellungsraum für Heimtextilien, in dem es von Tischlampen und Kronleuchtern nur so wimmelt.
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Simon Edelstein, "Abandoned Cinemas of the World". 288 Seiten / € 39,95. Jonglez Publishing
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