Markus Abwerzger sieht die FPÖ "als wahre bürgerliche Partei".

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Die FPÖ in Tirol jubelt: Mit 18,84 Prozent (2018: 15,53 Prozent) der Stimmen hat sie bei der Landtagswahl am Sonntag erstmals den zweiten Platz in Tirol erreicht. Trotzdem steht ihr Chef isoliert da: Alle hatten im Vorfeld der Wahl eine Zusammenarbeit mit Markus Abwerzger ausgeschlossen. Die ÖVP warnte vor ihm als "Marionette Herbert Kickls".

Abwerzger gilt im Gegensatz zu Bundeschef Kickl als das freundlichere Gesicht der Freiheitlichen. Im Tiroler Landtag eilt ihm der Ruf voraus, mit allen zu können. Im Zivilberuf ist der 46-Jährige Anwalt und verteidigt sogar jene Klientel wegen Drogendelikten, die wegen ihres Migrationshintergrunds oft als Feindbild der Partei herhalten muss. Er spricht sich für eine Entkriminalisierung von Cannabis aus, obwohl es erst vergangene Woche seine Partei war, die "null Toleranz fürs Kiffen" forderte.

Als Vorarlberger in Tirol

Ursprünglich kommt Abwerzger aus Vorarlberg, wo er beim Ring Freiheitlicher Jugend seine politische Karriere startete. Das Studium führte ihn über den Arlberg nach Innsbruck. Dieser bescheidene private Migrationshintergrund dürfte für seine pragmatischen Positionen in Sachen Integration gesorgt haben. Sagt er doch selbst: "Aber auch jemand, der nach Tirol kommt, wie ich aus Vorarlberg, ist irgendwann hier beheimatet." Jetzt wohnt er mit Ehefrau und Tochter in Axams, etwa zehn Kilometer von Innsbruck entfernt. Erst seine Frau, die aus Düsseldorf stammt, habe ihn zum Bergfex gemacht. Sein Haus mit Blick auf die Kalkkögel sei Ausgangspunkt für seine morgendlichen Walking-Runden.

Abwerzger hat die Landespartei 2013 mit weniger als zehn Prozent übernommen. Seitdem gab es nur Zuwächse. Im letzten Wahlkampf inszenierte er die FPÖ als die "wahre bürgerliche Partei".

Ruck nach rechts

Seit seiner Führung ist die Landespartei aber deutlich nach rechts gerückt. Er selbst ist Mitglied der fakultativ schlagenden Sängerschaft Skalden. Die Liste mit ehemals hochrangigen Nazis, die Skalden waren, ist lang. In der Partei sind unter Abwerzger eine zweite und eine dritte Reihe groß geworden, die stramm rechte Biografien aufweisen.

Im Wahlkampf rief Abwerzger das "Duell um Tirol" aus und stellte selbstbewusst den Anspruch auf den Landeshauptmannsessel. Das hat mobilisiert, aber nicht gereicht.

Zu tun hat Abwerzger dennoch genug: Im Wahlkampf konnte er parteiinterne Querelen gekonnt weglächeln, jetzt werden aber Posten verteilt. (Laurin Lorenz, 25.9.2022)