Die weltweit größte Musikstreaming-App steht in der Kritik.

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Mehr als 420 Millionen Nutzerinnen und Nutzer hat die Streamingplattform Spotify, eine Zahl, mit der das schwedische Unternehmen den Markt klar anführt. Musikerinnen und Musiker haben dadurch die Möglichkeit, ein potenziell riesiges Publikum zu erreichen. Dasselbe gilt jedoch für Extremisten, kritisiert ein neuer Bericht der US-amerikanischen Anti-Defamation League (ADL). Diese konnte 40 rechtsextreme Künstler identifizieren, die ihre Musik dort offen angeboten haben – und sogar in offiziellen Playlists vertreten sein sollen.

Im Rahmen ihrer Untersuchung fand die ADL unterschiedlichste Musikgenres. Darunter "Fashwave", ein rechtsextremes Subgenre von Vaporwave, dessen Name sich vom Faschismusbegriff ableitet. Aber auch "National Socialist Black Metal" und Hardstyle. Als Beispiel wird ein DJ genannt, der für seine Musik eine Rede von Adolf Hitler gesampelt hat und auf die antisemitische Verschwörungserzählung des großen Austauschs Bezug nimmt. Darüber hinaus sollen Links auf seiner Profilseite auf eine Webseite mit noch mehr faschistischen Medien führen.

Verifiziert

Aber nicht nur das: "Wir haben festgestellt, dass viele rechtsextreme Künstler Spotify nicht nur nutzen, sondern zu 'verifizierten' Künstlern werden", kritisiert die ADL. Diese könnten "ihre Fangemeinde mithilfe der Spotify-Tools und -Metriken vergrößern und in von Spotify selbst erstellte Wiedergabelisten aufgenommen werden". Es sei unklar, wie es so weit kommen kann – und es werfe die Frage auf, inwiefern der Verifizierungsprozess überwacht werde. Das Unternehmen selbst wirbt damit, dass dieser "nur ein paar Klicks" benötige.

Eigentlich beinhalten Spotifys Nutzungsbedingungen klare Regeln zu Inhalten, "die Terrorismus oder gewalttätigen Extremismus fördern oder unterstützen". Diese wurden erst konkretisiert, nachdem der ADL Center on Technology and Society im Februar die lasche Formulierung des Regelwerks kritisierte. Nun hadere es laut diesem an der Umsetzung.

"Sorgfältige Prüfung"

Gegenüber der "Washington Post" sagt ein Spotify-Sprecher hingegen, dass man "potenziell verletzende Inhalte" anhand der eigenen Richtlinien überprüfe und "entsprechende Maßnahmen" ergreife. Seit Anfang des Jahres habe das Unternehmen demnach "weltweit mehr als 12.000 Podcast-Episoden, 19.000 Wiedergabelisten, 160 Musiktitel und fast 20 Alben entfernt", weil sie gegen die Regeln für Hassinhalte verstießen. Auch die ADL betont, dass mittlerweile die Musik von zwei der genannten Musiker entfernt worden sei. (mick, 26.9.2022)