Sollen wir uns noch immer mit Sebastian Kurz beschäftigen? Er ist ja weg aus der Politik. Aber Kurz war (ist?) eine sehr wichtige Figur im heutigen Zustand des politischen Systems. Und er äußert sich ja immer auch in eigener Sache.

Sebastian Kurz war eine sehr wichtige Figur im heutigen Zustand des politischen Systems.
Foto: Christian Fischer

Vor dem Untersuchungsausschuss, der herausfinden will, wie es zu dieser katastrophalen Abhängigkeit vom russischen Gas gekommen ist, sagte er: "Entscheidungen und Strategien sind von Unternehmen getroffen worden." Stimmt. Die Entscheidung, voll auf russisches Gas zu setzen, ist unter dem OMV-Chef Rainer Seele getroffen worden, der seinerseits wieder von dem sehr Putin-affinen Unternehmer Siegfried Wolf eingeschleust wurde. Das war, bevor Kurz Kanzler wurde. Er war dann zwar 2018 mit Putin bei der Unterzeichnung der Verlängerung der Gasverträge 2018 dabei, aber es hätte sehr großer Weitsicht, Kenntnis und Kraftanstrengung von seiner Seite bedurft, um die Strategie zu ändern.

Aber leider ist es eine Angewohnheit von Kurz, sich auf andere auszureden und mit sich selbst Mitleid zu haben. "Ich kenne das Mantra, dass ich an allem schuld sein muss", sagte er. Wäre es zu viel verlangt gewesen, dass er die Russengas-Strategie hätte umdrehen sollen? Möglicherweise. Aber er ist als der Messias mit dem "neuen Stil" und dem "neuen Weg" angetreten. Er war der Kanzler. Die wirtschaftspolitische Verantwortung lag auch bei ihm. Dass er sich jetzt abputzen will, ist typisch. (Hans Rauscher, 29.9.2022)