Andreas Malm, schwedischer Humanökologe und Umweltaktivist, ist unter anderem wegen seiner positiven Haltung zur islamistischen Hamas umstritten.

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Wien – Die Wiener Akademie der bildenden Künste eckt erneut mit ihrer Einladungspolitik für Gastvorträge an: Erst im Sommer hatte man nach Kritik der Jüdischen Hochschülerinnen einen Auftritt der palästinensischen Postcolonial-Theoretikerin Walaa Alqaisiya* abgesagt, weil diese Israel als "zionistische Struktur, die die indigene Bevölkerung auslöschen" wolle, bezeichnet.

Nun wird kritisiert, dass für 19. Oktober ein Vortrag mit Diskussion des schwedischen Humanökologen und Umweltaktivisten Andreas Malm geplant ist. Sein Buch "Wie man eine Pipeline in die Luft jagt. Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen", erschienen 2020 bei Matthes und Seitz, könnte zwar aktueller nicht sein, die Thesen Malms sind allerdings umstritten. Im Buch vergleicht Malm beispielsweise den Kampf des radikalen Umweltaktivismus‘ mit dem Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto.

Das linke Medium "Jungle World" berichtete zudem, Malm habe sich bei einer Veranstaltung im Mai 2021 lobend über die islamistische Hamas geäußert, die im Gazastreifen regiert und Israel immer wieder mit Raketen beschießt. In den "Helden des Widerstands in Gaza, angeführt von Mohammed Deif" sehe Malm auch ein Modell für den globalen Widerstand in Umweltfragen. Israel bezeichnete Malm in der Diskussion als "zionistische Entität".

Eva Blimlinger, Ex-Rektorin der Bildenden und Kultursprecherin der Grünen, kritisiert die Einladung Malms. "Klimawandel mit Holocaust gleichzusetzen, geht gar nicht", sagt sie. "Und wer Israel eine ‚zionistische Entität‘ nennt, stellt offenbar das Existenzrecht Israels in Frage. Klimaschutz und Klima-Aktionstage müssen ohne Antisemitismus und Antizionismus gehen."

Rektor teilt Malms Position nicht

Akademie-Rektor Johan F. Hartle verteidigt auf Anfrage des STANDARD die Einladung Malms mit einem längeren Statement. Malms Thesen zum Israel-Palästina-Konflikt lehne man jedenfalls ab. Malm stehe damit "in einer Reihe mit anderen Autor_innen wie Judith Butler und zahlreichen Vertreter_innen der BDS-Bewegung. Ist das eine Position, die wir teilen oder der wir (als solcher) eine Bühne geben wollen? Nein. Persönlich finde ich sie falsch."

Solle Malm aber deswegen "als ein Mitglied der gesellschaftskritischen Debatten zum Verstummen gebracht werden und seine klimapolitischen Thesen nicht diskutiert werden, so wie es in der sogenannten und vieldiskutierten Cancel Culture dieser Tage artikuliert wird? Meine Antwort ist ebenfalls nein."

Universitäten könnten "kontroverse Positionen und Autor_innen aushalten und von der Auseinandersetzung mit ihnen lernen", so Hartle, "zugleich können Universitäten dafür sorgen, dass problematische Positionen, die formuliert werden, nicht als letztes Wort stehen bleiben. Das ist die Kultur der Debatte, der wir vertrauen." Der Vortrag solle daher wie geplant stattfinden. (stew, 2.10.2022)