Länger als zwei Wochen gehen Iraner und Iranerinnen nun bereits gegen das Regime der Islamischen Republik auf die Straße: Die furchtlosen Frauen in den Städten, die den ihnen aufgezwungenen Hidschab abnehmen und sich den Sicherheitskräften entgegenstellen, sind zum Symbol des Freiheitskampfes einer ganzen Gesellschaft geworden.

Furchtlose Frauen demonstrieren gegen das Regime der islamischen Republik im Iran.
Foto: IMAGO/Piotr Lapinski

Längst haben sich die Proteste von ihrem Anlassfall, dem Tod Mahsa Aminis, abgelöst. Sie war eine sunnitische Kurdin, das heißt, sie gehörte einer Minderheit an, die vom khomeinistischen System immer marginalisiert wurde. Im kurdischen Teil des Iran sind die Proteste nicht nur besonders stark, es gibt auch besonders viele Opfer und Verhaftete. Und das Regime griff über die Grenze hinweg auch noch iranisch-kurdische Oppositionsgruppen auf irakischem Territorium an.

Ein weiterer Hotspot ist Belutschistan im Südosten, wo die Revolutionsgarden überdurchschnittlich viele Tote beklagen. Das ist ein Hinweis auf den Aufstand sich organisierender sunnitischer Gruppen. Die große geografische und gesellschaftliche Spannweite zeichnet die Proteste aus. Dass es unter den iranischen Sunniten nicht nur freiheitsliebende Demokraten gibt, sondern teilweise auch Sympathisanten extremistischer Organisationen wie Al-Kaidas und des "Islamischen Staats", ist angesichts der Geschichte der Unterdrückung religiöser Minderheiten kein Wunder. Sie sind jedoch nicht nur gefährlich für das Regime – sondern auch für alle anderen Protestierenden. (Gudrun Harrer, 2.10.2022)