Beth Orton veröffentlicht mit "Weather Alive" einen Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens.

Foto: Pias Records

Beth Orton – Weather Alive

Ein Klavier vom Flohmarkt stand am Beginn der Geschichte des neuen Albums von Beth Orton. Die britische Musikerin verliebte sich in den Klang ihres Fundstücks, von dort aus nahmen die acht Songs ihres neuen Albums Weather Alive den Anfang. Es betört mit einer Mischung aus atmosphärereichen Balladen und gelassenem Storytelling. Die Schönheit ist gewissermaßen ein Abfallprodukt der Lässigkeit, die sie dabei an den Tag legt, ein Produkt der Tiefenerkundung, nicht der Oberflächenpflege. Intim produziert, andeutungsreich, süffig. Acht Songs klingt wenig, ist aber exakt bemessen.

Beth Orton

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Lambchop – The Bible

Es ist mein Lied, deshalb darf ich es kaputtmachen. Trotz ist keine Frage des Alters, er ist eine Haltung. Kurt Wagner lebt sie auf milde Art mit seiner Band Lambchop vor. Die Band kam mit Slow-Motion-Country und Curtis-Mayfield-Funk unter der Truckerkappe in die Welt, entdeckte 2016 Autotune und die Elektronik für sich und hat sich seitdem nicht erholt. The Bible ist eine Mischung aus Erhabenheit und Albernheit. Little Black Boxes wäre ein Hit, wäre da nicht Autotune, Balladen werden zerfrickelt, Schönheit zerlegt. Der Patient wird noch nicht abgeschrieben, aber ganz fit ist er nicht.

Lambchop

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Pixies – Doggerel

Pflichtschuldig sei erwähnt, dass die Pixies ein neues Album veröffentlicht haben. Es heißt Doggerel, und die Pixies waren einmal die Lieblingsband von jedem und jeder, der oder die in den 1990ern eine Gitarre in die Hand genommen hat. Ihre Mischung aus laut, leise und Explosion, von Lieblichkeit und Amoklauf, zählt ästhetisch zu den Säulen des Alternative Rock. 2022 klingt das trotz aller Klasse reichlich beamtet – die Aufregung ist weg, die Kopisten glücklich vergessen, aber das Geld trotzdem besser in eine nicht zerkratzte Kopie eines der ersten drei Alben der alten Helden investiert. (flu, 4.10.2022)

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